Das Areal vom Damaschkeplatz bis zum City Carré gehört nicht gerade zu Magdeburgs architektonischen Schmuckstücken. Die Stadtplaner bezeichnen es als „heterogen“, was so viel bedeutet wie „ein ziemliches Durcheinander“ von Gebäuden, Wegen, Straßen und Brücken. Nichts passt so richtig zusammen. Das soll sich nach dem Tunnelbau – nunmehr Baustart 2013 – ändern. Wenn schon dort kein Stein auf dem anderen bleibt, dann können mit dem Tunnel und den Eisenbahnbrücken auch gleich deren Umfeld neu gestaltet werden. Dazu hatte die Stadt im Frühjahr einen Planungswettbewerb ausgeschrieben. Titel: „Umfeldgestaltung Eisenbahnüberführung Magdeburg“.
Insgesamt haben sich 17 Planungsbüros an dem Wettbewerb beteiligt, sieben davon kamen in die engere Auswahl, drei davon hat die hochkarätige Jury, die aus Hochschulprofessoren, Stadtplanern und Magdeburger Stadträten bestand, ausgewählt und prämiert. Gefordert war von den Wettbewerbsteilnehmern unter anderem, dass sie die Aufenthaltsqualität am Damaschke-, Kölner und Willy-Brandt-Platz deutlich verbessern, dass regenerative Energien mit einbezogen werden und dass der gesamte Bereich eine Art Eingangstor zur Innenstadt markieren soll. Auch der „Grüne Ring“, der die Innenstadt umgibt, musste mit berücksichtigt werden. Damit die Jurymitglieder völlig wertfrei die Sieger auswählen können, wurde jeder Wettbewerbsbeitrag mit einer Nummer anonymisiert.
Am Ende gewann der Beitrag der Magdeburger Landschaftsarchitekten „Lohrer und Hochrein“ in der Kategorie Gesamtkonzept. Urteil der Jury: Das Konzept sei klar und überzeugend, der Planungsbereich habe eine prägnante Aussage, die Freifl ächen hätten eine klare Beziehung zueinander und würden diesen Stadtbereich deutlich aufwerten.
Das Büro „Latz, Riehl und Partner“ aus Kassel überzeugte mit seiner Gestaltung des Damaschkeplatzes. Der Platz soll nach diesem Konzept zu einem „Wahrzeichen erneuerbarer Energien“ für Magdeburg werden. „Solarbäume“ soll der Platz bekommen und eine Lichtinszenierung, die den Betrachter stadteinwärts führt. Vor allem der Ringunterführung, zurzeit sehr dunkel und etwas Angst erzeugend, soll mit stimmungsbildenden Lichtdächern eine freundliche, einladende Atmosphäre gegeben werden. Das Büro „Foundation 5+“, ebenfalls aus Kassel, hatte für den Bereich „Willy-Brand- Platz/Kölner Platz nach Auffassung der Jury die besten Ideen. Lichtbänder, Solarmodule, ein Fahrradhaus und spezielle Glasdachkonstruktionen Richtung Straßenbahntunnel zeichnen dieses Konzept aus.
Alle drei Konzepte, die mit insgesamt 66 000 Euro Preisgeld belohnt wurden, sollen jetzt zu einem Gesamtkonzept zusammengeführt werden, sagte Katja Lehmann vom Stadtplanungsamt. Denn der Sinn dieses Realisierungswettbewerbs sei es, die prämierten Ideen und Vorschläge auch tatsächlich umzusetzen. Die drei Planungsbüros hätten auch schon zugestimmt, sich dazu an einen Tisch zu setzen.
Einen Zeitplan für die Umsetzung gebe es allerdings noch nicht. Dafür dränge nicht die Zeit. Auch müssten vorher die Finanzierungen geklärt werden. Der Tunnelbau selbst, durch seinen verschobenen Baubeginn auf 2013 wieder zurück in der öffentlichen Diskussion, soll während der Stadtratssitzung am morgigen Donnerstag Thema einer „Aktuellen Stunde“ werden. Die Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen haben sie beantragt. Die Stadträte wollen wissen, welche fi nanziellen Auswirkungen die Baustartverschiebung haben könnte, ob zugesagte Fördermittel gefährdet seien, ob die MVB und die SWM Probleme durch die Verzögerung bekommen und ob die sogenannten Kreuzungsvereinbarungen mit der Bahn AG und zugesagte Ausgleichszahlungen neu verhandelt werden müssten. Und man will wissen, ob es noch weitere Probleme bei den Planungen gibt. (Volksstimme vom 15.09.2010)
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