Treffen der GWA-Stadtfeld-Ost - Thema: Kürzungen bei der Kinder und Jugendarbeit

Treffen der GWA-Stadtfeld-Ost – Thema: Kürzungen bei der Kinder- und Jugendarbeit

Dass Landespolitik auch im Stadtteil diskutiert werden kann, zeigte die GWA-Runde in Stadtfeld. Angedrohte Kürzungen im Bereich der Jugendarbeit bereiten sorgenvolle Blicke in die Zukunft .

Als „sinnstiftend für das ganze Land“ bezeichnete Rolf Hanselmann vom Kinder- und Jugendring die Veranstaltung der AG Gemeinwesenarbeit (GWA) am Dienstagabend. Denn während bereits viel über Einschnitte bei Hochschulen und Theatern diskutiert wurde, ist ein weiterer geplanter Einschnitt im Landeshaushalt anscheinend nicht minder gravierend.

Die „Jugendpauschale“ und das „Fachkräfteprogramm“ sind seit 1996 bzw. 1998 die beiden großen Säulen der Kinder- und Jugendarbeit im Land. Das eine finanziert das Personal, das andere notwendige Sachkosten. 2014 sollen beide Programme um je 1 Million Euro gekürzt werden, was 2015 passiert ist offen. Einen kompletten Wegfall befürchten manche.

Cornelia Arnold, zuständige Abteilungsleiterin im Jugendamt, rechnete den Zuhörern vor, was die Kürzung für Magdeburg bedeutet. Von derzeit circa 880 000 Euro Landesförderung würden nächstes Jahr 200 000 Euro weniger überwiesen werden. Ein schwerer Schlag angesichts der anhaltenden Klagen, dass die Kinder- und Jugendarbeit in der Stadt bereits jetzt am Limit angelangt sei. Würde es diese oder sogar weitere Einschnitte bei den Programmen geben, müsste man auch über die Aufgabe von Standorten nachdenken, so Arnold.

Wobei ein Blick über den Tellerrand verdeutliche, dass man in Magdeburg noch relativ gut aufgestellt sei. Während hier nach ihrer Aussage 4,8 Millionen Euro für den Kinder- und Jugendbereich ausgegeben werden, seien es in Halle mit gleicher Bevölkerungszahl gerade einmal 1,2 Millionen.

Dass gerade in Stadtfeld diskutiert wurde, hat aus Sicht des GWA-Sprecherkreises einen triftigen Grund: Aktuell gibt es in Stadtfeld-Ost über 1 600 Jugendliche zwischen 11 und 20 Jahren. In zehn Jahren könnte diese Zahl bereits auf über 2 600 gestiegen sein. Da die Jugendeinrichtungen des Stadtteils („Emma“, CVJM, Jugendrotkreuz, Hallenhausen) schon jetzt ausgelastet sind, kann der Bedarf aus GWA-Sicht dann erst recht nicht mehr gedeckt werden.

„Man muss den Politikern konkrete Konsequenzen nennen.“ Hortnerin Alina Schnelle

Dass wenige Stunden zuvor die Landesregierung ihren Haushaltsentwurf für das kommende Jahr bereits beschlossen hatte, wusste am Dienstagabend zunächst nur einer. Der Landtagsabgeordnete der Grünen, Christoph Erdmenger, klärte aber darüber auf, dass bis zur endgültigen Verabschiedung im Landtag noch reichlich Zeit sei. Normalerweise müssten die Verhandlungen im September beginnen. Böse Zungen behaupten jedoch, so Erdmenger, dass der Haushalt erst nach der Bundestagswahl aufs Tableau kommen werde. In jedem Fall sei Zeit genug, um bei den Abgeordneten auf das Problem aufmerksam zu machen, ermunterte Erdmenger die Stadtfelder.

„Ich wünsche Ihnen Mut zum Protest“, sagte er. Eine erste Plakataktion ist bereits in Vorbereitung, mit der Jugendliche aufgerufen werden sollen, sich selbst an die Politiker zu wenden. Alina Schnelle, Hortnerin in Stadtfeld, meinte dazu, dass man die Notwendigkeit von Jugendarbeit richtig verkaufen müsse: „Man muss den Politikern konkrete Konsequenzen nennen.“

Aber auch auf kommunaler Ebene bleibt die Kinder- und Jugendarbeit ein Zankapfel. Eigentlich sollte heute im Stadtrat die Jugendhilfeplanung für die kommenden zwei Jahre beschlossen werden. Darin wird festgeschrieben, wo welche Bedarfe bestehen und wie diese abgedeckt werden. Nur mit wie viel Geld das passieren soll, fehlt off enbar.

Laut Cornelia Arnold standen die Mittel zunächst drin, wurden aber nach den angekündigten Kürzungen des Landes wieder herausgenommen. Zu unsicher war damit die Finanzierung. Aus Sicht von Liane Kanter – als Geschäftsführerin des Stadtjugendrings die Vertreterin der freien Träger – ein Ding der Unmöglichkeit. Da somit noch reichlich Diskussionsbedarf zwischen Verwaltung und Trägern besteht, wurde die Beschlussvorlage kurzerhand zurückgezogen. Es sei nun mal ein längerer „kommunaler Aushandlungsprozess“, erklärte Liane Kanter.

Streetworker Jürgen Genzmann setzte den Schlusspunkt: „Jugendarbeit ist ein Deich, der Schlimmeres verhindert.“ Was passiert, wenn einer bricht, weiß seit Juni das ganze Land.

(Volksstimme vom 04.07.2013)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert