Investor fordert faire Diskussion und zeigt sich offen für Vorschläge

Zwar möchte der Investor für das Schlachthofgelände auf dem Areal weiteren Einzelhandel etablieren. Nur so ließen sich weitere historische Hallen erhalten. Bei allem anderen aber zeigt er sich offen für Ideen. Das betrifft die Wohnbebauung und seit neuestem auch eine Kita

Jetzt also eine Kindertagesstätte: Der bislang auf dem Gelände des ehemaligen Schlachthofgeländes verhinderte Investor Saller Gewerbebau zeigt sich flexibel.

Andreas Voigt vertritt das Projekt in Magdeburg und legt einen neuen Plan vor: Im unter Denkmalschutz stehenden ehemaligen Gebäude der Viehbörse ist jetzt eine Kindertagesstätte eingezeichnet. Die Idee: Ein Gebäudeflügel der einstigen Auktionshalle mit einer Gesamtfläche von mehr als 950 Quadratmetern könnte bis zu 135 neue Plätze in sechs Gruppen bieten – davon fünf für 15 bis 25 Mädchen und Jungen und eine Gruppe mit acht bis zehn Krippenkindern.

Eine Idee des Investors für die Kindertagesstätten-Nutzung: Die Eingangshalle könnte auch für Versammlungen und einen Singkreis genutzt werden. Es könnte ein Kinderrestaurant mit Terrasse und einen zusätzlichen Mehrzweckraum für Sport und Spiele geben. Und für den barrierefreien Zugang auf den beiden Etagen soll ein Aufzug sorgen. Andreas Voigt: „Ganz klar ist aber: Das sind Ideen. Das ist erst einmal ein Vorschlag, an dem weiter gearbeitet werden kann.“

Wie kommt es, dass ein Spezialist für Bau und Betrieb insbesondere von Gewerbeimmobilien auf Sozialeinrichtungen setzt? Ganz klar: Das Unternehmen Saller Gewerbebau mit Sitz in Weimar möchte bei seinem zweiten Anlauf für das Schlachthofgelände nicht noch einmal durchfallen. Das war vor bald zwei Jahren geschehen.

Andreas Voigt erläutert: „Selbstverständlich haben wir daher in unseren überarbeiteten Plan den Vorschlag zu einer Wohnbebauung mit aufgenommen.“ Zuvor hatten die Planungen an diesen Stellen ein Mischgebiet vorgesehen.

„Wenn jetzt die Rede davon ist, dass hier eine ökologische Musterhaussiedlung entstehen soll – wir sind für solche Ideen aufgeschlossen.“ Ohnehin setze die Firma auf ökologische Standards – wenn’s denn ein bisschen mehr sein soll in der Innovativität oder mit größeren Grünfl ächen, könne auch darüber gesprochen werden.

Und Andreas Voigt ist auf Tournee gewesen, hat die Fraktionen des Magdeburger Stadtrats, die mit ihm ins Gespräch kommen wollten, besucht. „Aus der Kommunalpolitik stammt auch die Idee, Raum für eine Kindertagesstätte zu schaffen“, verrät er. Das, was bislang als „unbeplante Fläche“ direkt zwischen dem bereits vorhandenen Bio-Supermarkt und den neuen Einzelhandelsfl ächen eingezeichnet ist, sei eine Spielmasse für Ideen. „Zurzeit sehen wir diesen Bereich als Grünfläche“, sagt Andreas Voigt.

Keinen großen Spielraum sieht der Projektentwickler des thüringischen Unternehmens allerdings in der Ansiedlung von Einzelhandelsflächen: „Ohne Handel dürfte es kaum möglich sein, die historischen Hallen zu erhalten.“ Die neu zu errichtenden Hallen sollen sich in ihrem Äußeren an die vorhandenen Hallen anlehnen. In diesem Zusammenhang wiederholt er die Einschätzung, dass die Entwicklung des Schlachthofviertels eine Angelegenheit aller Magdeburger sei und nicht allein der Nachbarn. Voigt sagt: „In den neuen Einzelhandelsfl ächen sollen niedrigpreisige Angebote Platz finden. Das ist eine Ergänzung und Aufwertung für den bestehenden Handelsstandort mit Kaufl and – aber es ist keine Konkurrenz für gewachsene Einkaufsstraßen und für die Innenstadt.“

Versprochen? Andreas Voigt: „Wir sind bereit, in einem städtebaulichen Vertrag hohe Strafen zu akzeptieren, wenn wir uns nicht an die Vereinbarungen halten“, sagt der Vertreter von Saller Gewerbebau gegenüber der Volksstimme.

Bereits vertreten ist der Investor in Magdeburg übrigens mit zwei reinen Einkaufszentren in Brückfeld und in Neu- Olvenstedt. Andreas Voigt sagt: „In historische Substanz würden wir in Magdeburg am Schlachthof zwar das erste Mal investieren – aber in anderen Städten haben wir mit solch ambitionierten Vorhaben bereits Erfahrungen gesammelt.“ Er verweist auf Projekte in Weimar, wo es um einen denkmalgeschützten Bunker ging, in Quedlinburg, wo im ehemaligen Meethof eine Einzelhandelseinrichtung geschaff en wurde, und in Freising, wo die Schlüterhallen durch die Thüringer revitalisiert wurden.

Bei der Diskussion um eine Neugestaltung des Schlachthofviertels mahnt Andreas Voigt derweil Sachlichkeit an. „Es geht doch nicht, dass Umfrageergebnisse, Stellungnahmen und Studien diffamiert werden, nur weil sie einem nicht passen.“ Gemeint sind damit beispielsweise die repräsentative GMA-Umfrage oder positive Signale beispielsweise aus der Denkmalschutzbehörde zur von den Thüringern geplanten Entwicklung des Geländes.

(Volksstimme vom 04.03.2013)

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