Mit einem erstauntem „Ui“ quittierte Wolfgang Müller den Präsentkorb, den ihm Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper anlässlich seines Ehrentages gestern überreichte. Weit gehen musste dieser nicht, um zu gratulieren, denn der rüstige Rentner, der bereits seit 44 Jahren das Pensionärsleben genießen kann, feierte im „Ratskeller“ seinen 105. Ehrentag mit Familie und Nachbarn.
Wolfgang Müller lebt nämlich immer noch allein in seinen eigenen vier Wänden in Stadtfeld. Nachbarn wie Hans-Joachim Lorenz haben zwar immer ein Auge auf ihn, doch bis vor Kurzem kam er wunderbar zurecht. „Seit ein paar Wochen haben wir jetzt aber eine Betreuung“, verrät Enkelin Johanna Biesenthal, die mit ihren Brüdern Georg und Rainer die Feier für ihren an Lebensjahren so reichen Großvater ausrichtete.
Gehstock erst mit 100 Jahren Bereits seit fünf Jahren wird im „Ratskeller“ gefeiert, anschließend geht es auf eine Tasse Kaffee ins Hundertwasserhaus. Denn Wolfgang Müller ist immer noch recht gut zu Fuß unterwegs. „Erst zum 100. Geburtstag hat sich unser Opa bereit erklärt, einen Gehstock zu benutzen“, erzählt sie.
Abgesehen von dieser Unterstützung und einem Hörgerät geht es dem 105-Jährigen gesundheitlich aber sehr gut. Der Sport habe ihn jung gehalten, glauben seine Enkel. Als Turner und Florettfechter war er aktiv im Sportverein, lernte bei einem Turnfest auch seine Frau kennen.
Heute liest er noch jeden Morgen die Volksstimme, mit der er früher auch persönlich verbunden war. Sein Neffe Jürgen Goldammer arbeitete lange Zeit als Redakteur für die Zeitung.
Ältester Bewohner der Stadt Wolfgang Müller selbst schreibt auch noch fleißig, „Briefe auf seiner Schreibmaschine“, berichten seine Gäste. Am 13. März 1907 wurde er in Quedlinburg geboren, zog 1923 für seine erste Stelle als Prokurist nach Magdeburg. Später arbeitete er bis zum Ruhestand für die Handwerkskammer.
Seine Mitarbeiter hatten dem Oberbürgermeister zuvor verraten, dass Wolfgang Müller mit seinen 105 Jahren im Moment der älteste Bewohner Magdeburgs ist. Wenn er in einem Jahr seinen 106. Geburtstag feiert, könnte er zudem einen weiteren Rekord aufstellen. Denn bisher ist noch kein Magdeburger so alt geworden.
Der Wille dazu ist offenbar auch bei Wolfgang Müller da. „Unser Opa hat immer gesagt, dass er noch Johannes Heesters einholen möchte“, erzählt Johanna Biesenthal schmunzelnd. Und der wurde immerhin 108 Jahre alt.
(Volksstimme vom 14.03.2012)
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