Dicke schwarze Rauchwolken ziehen am Sonnabendfrüh gegen 6 Uhr über Stadtfeld, Flammen durchbrechen die Morgendämmerung, schlagen in grellem Schein meterhoch. Sirenengeheul schreckt Anwohner aus dem Schlaf. Kurz nachdem ein 39-jähriger Passant aus dem Bördekreis das Feuer entdeckt und um 5.56 Uhr Alarm geschlagen hatte, rücken zwei Löschzüge der Berufsfeuerwehr und die Freiwillige Feuerwehr Diesdorf mit schwerer Technik an. „In dem Moment standen schon alle Etagen und der komplette Dachstuhl in Flammen“, schildert Anke Bartel vom Einsatzleitdienst der Feuerwehr die Situation beim Eintreffen der Kameraden. Betroffen ist diesmal das in zweiter Reihe liegende Gebäude am Europaring. Die Ostseite des Hauses brennt.
Am Freitagmorgen hatte es schon einmal im alten Kahlenbergstift gebrannt. Betroffen war aber der Dachstuhl eines Gebäudes im vorderen Bereich an der Großen Diesdorfer Straße. Brennendes Gerümpel konnte da noch recht schnell gelöscht werden (Volksstimme berichtete).
Diesmal ist das Ausmaß weit größer. Die Flammen züngeln überall aus dem alten Ziegelbau, der Dachstuhl brennt lichterloh. Es besteht die Gefahr, dass das Feuer über eine Brandwand hinweg in den westlichen Teil des Komplexes übergreift, doch das kann die Feuerwehr durch ihren massiven Löscheinsatz verhindern. „Insgesamt hatten wir etwa 35 Feuerwehrleute vor Ort“, berichtet Anke Bartel später. Gegen 7 Uhr haben die Einsatzkräfte die Lage im Griff. Noch bis etwa 10.30 Uhr dauern die letzten Löscharbeiten. Um ungehindert arbeiten zu können, müssen einige am Gebäude stehende Bäume entfernt und ein vom Brand stark beschädigter und nun freistehender Kamin eingerissen werden. Zunächst bleibt eine Brandwache vor Ort, später organisiert der Einsatzleitdienst regelmäßige Nachkontrollen. Während der Löscharbeiten muss die Große Diesdorfer Straße zeitweise voll gesperrt werden. Straßenbahnen werden umgeleitet.
Um eine Gefährdung der Anwohner auszuschließen, hat die Feuerwehr auch einen so genannten Abc-Erkundungswagen im Einsatz, um die Belastung der Luft zu messen. Benachbarte Straßenzüge werden damit abgefahren. „Erhöhte Schadgaswerte“ seien aber nicht festgestellt worden, heißt es.
Der Sachschaden durch das Großfeuer vom Sonnabend, das nur noch eine Brandruine übrig ließ, ist kaum zu beziffern, da das Haus ohnehin für den Abriss vorgesehen war. Menschen wurden nicht verletzt. Das frühere Krankenhaus der Sowjetarmee steht seit vielen Jahren leer.
Nachdem der Rauch verzogen ist, bleibt die Frage nach der Brandursache. Möglicherweise hatten Brandstifter ihre Hand im Spiel. Dass gokelnde Kinder das Feuer verursacht haben, ist auch nicht ganz ausgeschlossen. Vor dem Dachstuhlbrand am Freitagmorgen hatte eine Zeugin Kinder auf dem Gelände gesehen. Beim Feuer vom Samstag bleibt die Ursache vorerst unklar. Die Kripo ermittelt, sagte Polizeisprecher Stefan Brodtrück gestern.
(Volksstimme vom 07.03.2011)
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