Das Ringen um das Kinder- und Jugendhaus (KJH) „Altstadt“ gerät immer mehr zur Farce. Erst suchte die Stadtverwaltung über ein Jahr nach einer geeigneten Lokalität, um die Lücke in der Kinder- und Jugendarbeit, die die Schließung des KJH „Werder“ gerissen hatte, wieder zu kitten. Dann verzögerte sich die Eröffnung, weil es Kritik am gefundenen Objekt in der Hegelstraße gab und der Stadtrat Änderungswünsche beschloss. Die wiederum gefielen dem Vermieter nicht sehr.
Doch wie es jetzt aussieht, wird es zumindest in diesem Jahr überhaupt keinen Jugendclub am Hasselbachplatz geben. Denn um den Haushalt zu konsolidieren, muss die Stadt reichlich sparen – insgesamt 3,8 Millionen Euro. Das meiste Geld, nämlich 600 000 Euro, soll dabei bei der Jugendarbeit gekürzt werden. Also schlägt die Verwaltung nun vor, die Eröffnung des KJH „Altstadt“ für dieses Jahr auszusetzen, um die entsprechenden Personal- und Mietkosten einzusparen.
Dass weitere Schließungen bereits bestehender Angebote im Zuge des Sparzwangs erfolgen, möchte Oberbürgermeister Lutz Trümper tunlichst vermeiden. Sein Vorschlag deshalb: Eine zehnprozentige Kürzung aller freiwilligen Leistungen der Jugendarbeit.
Freie Träger laufen Sturm Dagegen laufen jedoch die freien Träger Sturm, die darin eine Gefährdung ihrer Arbeit sehen. „Die Struktur ist damit nicht zu erhalten“, erklärte Liane Kanter vom Spielwagen e.V. in der jüngsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses. Thorsten Giefers vom Familienhaus Magdeburg e.V. vertritt daher auch die Ansicht, dass „man lieber auf ein oder zwei Einrichtungen verzichten sollte, statt die Arbeit aller zu gefährden.“ Ein potenzieller Kandidat wurde bereits gefunden und soll geprüft werden: Die KJH „Weizengrund“ könnte in eine Kita umgewandelt werden (siehe Bericht auf Seite 20).
Außerdem sind die freien Träger über die Verteilung der geplanten Einsparungen wenig erbaut. Statt einem nach ihrer Ansicht faireren 50/50-Verhältnis sollen nach den Vorschlägen der Stadtverwaltung die Träger auf 333 000 Euro und die kommunalen Einrichtungen auf 167 000 Euro verzichten.
Gerald Bache vom Internationalen Bund erklärte dazu im Ausschuss: „Es kann nicht sein, dass, wenn freie und öff entlicher Träger die gleiche Arbeit leisten, diese unterschiedlich beschnitten werden.“ Roland Mainka, der auf der gleichen Sitzung vor „Schnellschüssen zum Schaden der Kinder- und Jugendarbeit“ warnte, zog unterdessen in den vergangenen Tagen mit dem Stadtjugendring wie ursprünglich vorgesehen in das Objekt in der Hegelstraße – allerdings vorerst ohne den vorgesehenen Nachbarn, das KJH „Altstadt“.
Podiumsdiskussion in Stadtfeld Zur Problematik der Einsparungen in der Jugendarbeit, insbesondere auch in den Stadtfelder Einrichtungen, lädt die AG Gemeinwesenarbeit Stadtfeld-Ost am kommenden Dienstag zu einer Podiumsdiskussion ein. Ab 18 Uhr sind u.a. Liane Kanter, Peter Tennert (KJH „Heizhaus“), Claudia Kuhn (CVJM), Marco Krüper (Jugendrotkreuz) sowie Streetworker Jürgen Genzmann dabei. Die Diskussion findet im Haus des CVJM, Tismarstr. 1, statt.
(Volksstimme vom 17.03.2012)
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