Die IGS „Willy Brandt“ in Stadtfeld platzt aus allen Nähten. Deshalb wolle die Stadt die IGS „Regine Hildebrandt“ in Nord zum „gigantomanischen Schulkombinat“ aufblasen, statt etwa eine Erweiterung für „Brandt“ im bevölkerungsreichen Stadtfeld ins Auge zu fassen. So lautete am Donnerstag im Stadtrat grob Kritik von Linken und Grünen am Plan des OB und seines Schulbeigeordneten Rüdiger Koch (ebenfalls SPD).
Stadt im Zugzwang – Den haben sie jüngst in einer Informationsvorlage für die Stadträte zu Papier gebracht. „Doch das kann nicht die Lösung sein“, kritisierte Rosemarie Hein, Bildungspolitikerin der Linken. Olaf Meister (Grüne) sah sich und den Bildungsausschuss überrumpelt: „Wir Stadträte werden nicht mitgenommen und müssen den erbosten Eltern dann aber erklären, warum ihr Kind nur einen Platz in der IGS am anderen Ende der Stadt bekommt.“
Ein zukunftsweisendes Konzept hat die Verwaltung aus Sicht der Kritiker nicht vorgelegt, dabei dränge die Zeit. Doch aus Sicht von Trümper und Koch ist es dafür viel zu früh. Sie setzen auf ihr Sofortprogramm gegen den akuten Engpass bei den IGS.
In Zugzwang geraten ist die Stadt durch ein Urteil des Oberverwaltungsgerichtes, wonach künftig jeder Schüler einen Platz für die Schulform seiner Wahl erhalten muss. Zudem hat der Landtag die Einführung der Gemeinschaftsschule beschlossen. Die Schüler können künftig wählen: Gymnasium, IGS, Gemeinschaftsschule oder Sekundarschule. Dazu kommt die Entscheidung zwischen privater und staatlicher Schule. Für die Stadt eine Rechnung mit vielen Unbekannten.
Trümper will eine Zwischenlösung, um Zeit zu gewinnen. Die IGS „Regine Hildebrandt“ soll ab dem neuen Schuljahr jährlich eine zusätzliche fünfte Klasse aufnehmen. Sollte der Schüleransturm noch größer ausfallen, ist eine Außenstelle von „Hildebrandts“ in einem freien Gebäude in der Nachbarschaft vorgesehen.
Beigeordneter lässt Frust ab – Nach bisherigen Erkenntnissen liegen insgesamt 316 Neuanmeldungen für eine der beiden IGS vor. „Willy Brandt“ in Stadtfeld kann bei sich maximal 112 aufnehmen. SPD-Stadtrat Burkhard Lischka sieht aber mit den Vorschlägen der Verwaltung „das Problem für diesen Sommer ideal gelöst“. Es sei damit sicher, „dass jeder einen Platz an der IGS erhält, der an die IGS will“ – in Stadtfeld oder Nord.
„Und dann müssen wir einfach ein, zwei Jahre abwarten, was passiert“, sagte Trümper. Er hat einen Schulneubau in Mitte zwar erklärtermaßen längst auf dem Zettel. „Es kann heute aber niemand sagen, ob es sinnvoll ist, ein Gymnasium, eine IGS oder eine Gemeinschaftsschule zu bauen. Was wir an das Gebäude ranschreiben, können wir erst später entscheiden. Eine Fehlinvestition wird das auf keinen Fall.“
Trümper angesäuert an die Kritiker im Stadtrat gewandt: „Sie können unsere Information dazu zur Kenntnis nehmen oder wegwerfen, das ist Ihre Sache. Wir werden Ihnen diese Vorschläge noch als Drucksache zum Beschluss vorlegen, dann können Sie entscheiden.“
Auch bei seinem Schulbeigeordneten hatte sich während der Debatte off enbar Frust angestaut: „Wir haben nach dem Gerichtsurteil frühestmöglich reagiert, für die Gemeinschaftsschule gibt es noch nicht mal die Verordnung. Da können Sie uns doch nicht vorwerfen, dass wir etwas verpasst hätten. Wir wissen doch auch nicht, was dem Land übermorgen wieder einfällt.“ Und der OB schloss grundsätzlich: „Das Hin und Her in der Bildungspolitik ist schwer zu ertragen – für die Eltern und für die Kommunen.“
OB Trümper gab unterdessen gestern bekannt, dass er die Magdeburger Eltern zur Schulentwicklungsplanung in der Stadt auf einer öffentlichen Info-Veranstaltung am 17. April ab 18.30 Uhr in der Johanniskirche informieren will.
(Volksstimme vom 02.03.2013)
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