In der Landeshauptstadt gibt es mehr Bewerber für Gymnasium und IGS als Kapazitäten. Während an zwei neue Gymnasien gedacht wird, ärgern sich Eltern über fehlende IGS-Plätze. Ab Sommer gibt es allerdings den gesetzlichen Anspruch darauf. Die Volksstimme befragte dazu OB Lutz Trümper.
„In drei bis vier Jahren wird es neben Gymnasien nur noch Gemeinschaftsschulen geben“, prognostiziert Magdeburgs Stadtoberhaupt. Die bisherigen Aufteilungen in Sekundarschulen und Integrierte Gesamtschulen (IGS) werden sich aufh eben, da eine Gemeinschaftsschule die bessere Alternative bietet, so Lutz Trümper. Zwar hat das Kultusministerium sich noch nicht zu den Inhalten dieser Schulform geäußert, doch „das gemeinsame Lernen bis in höhere Schulklassen wird vielen Eltern entgegenkommen“.
Bis es so weit ist, gilt es die aktuelle Situation zu klären: Ab dem neuen Schuljahr haben alle Schüler nach der Grundschule einen Rechtsanspruch auf gymnasiale Bildung, sprich: einen Platz am Gymnasium oder an einer IGS. Doch für beides gibt es weitaus mehr Bewerber als freie Plätze. Die Stadt hat deshalb zwei neue Gymnasien beschlossen: Eins wird nach Sanierung in der Nachtweide eröff net, ein weiteres neu gebaut. Bei großem Andrang bereits in diesem Sommer ist eine Übergangslösung im Olvenstedter Scheid geplant (Volksstimme berichtete).
Eltern fragen nun, warum das zweite Gebäude nicht IGS wird. Schließlich gibt es auch dafür jährlich über 110 mehr Bewerber als freie Plätze. OB Lutz Trümper fehlt dafür die Planungssicherheit: „Wir können und wollen nicht investieren, wenn der Bestand nicht für die nächsten 20 Jahre garantiert ist.“ Genau das sieht er für das Modell IGS nicht. Seine Prognose: „Sowohl die Sekundarschulen als auch die IGS werden sich umorientieren und Gemeinschaftsschulen werden.“ Zwar müsse man sehen, wohin der Elternwille tendiert nach Abschaff ung der verbindlichen Laufb ahnempfehlung. Er glaube jedoch, dass die Gemeinschaftsschule favorisiert werde. Schüler mit entsprechendem Leistungsniveau würden dann in der höheren Klassenstufe aufs Gymnasium wechseln. „Und was machen wir dann mit den IGS-Schülern?“
Wollen die jetzigen IGS als Schule bestehen bleiben, müssen auch sie umdenken, so Trümper. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass auch sie dann zur Gemeinschaftsschule werden.“ Signale habe es in diese Richtung gegeben.
Das sieht die Schulleiterin der IGS Willy Brandt nicht so. Sie habe sich zwar über das Profi l einer Gemeinschaftsschule informiert, so Corinna Ulitzka, „aber wir spielen nicht einmal ansatzweise mit dem Gedanken!“ Im Gegenteil: Nach „21 bewährten Jahren als IGS“ und in Anbetracht der großen Nachfrage sucht die Schule nach Alternativen, um mehr Schüler aufnehmen zu können. Sie hat deshalb bei der Stadt den Antrag gestellt zu prüfen, ob es eine Möglichkeit gibt, die im selben Gebäude befi ndliche Grundschule Am Westring anderweitig unterbringen zu können.
„Das lehne ich kategorisch ab“, ist dazu die Antwort von OB Lutz Trümper. „Es gibt keine Alternativen im Wohngebiet für die Grundschule und ,kurze Wege für kurze Beine’“ habe eindeutig Vorrang. Dann könnten eher die größeren Schüler weitere Wege auf sich nehmen – was für „Willy Brandt“ jedoch keine Option sei, so Trümper. „Wenn wir in ein paar Jahren vor allem Gemeinschaftsschulen haben, braucht die IGS den Platz nicht mehr.“ Trümper ist überzeugt: „Die meisten Eltern wählen noch die IGS, weil es die bessere Sekundarschule ist. Das wird sich erledigen.“ Ergo wird die Stadt dafür nicht investieren.
Wohin der Elternwille tendiert, werde man erst in zwei, drei Jahren sehen können. Werde dann doch eine IGS gebraucht, „dann ändern wir das Schild am neuen Gebäude und machen eine weitere IGS auf.“ In der Zwischenzeit könne alternativ die IGS Regine Hildebrandt erweitert werden: „Drei Klassen können wir in einem Nebengebäude unterbringen“, so Trümper. Auf die Frage, ob ausreichend Lehrer für die zusätzlichen Schüler vorhanden sind, verweist er auf die Zuständigkeit: „Wir schaff en die Bedingungen, den Unterricht muss das Land sichern.“
Ob IGS oder Gymnasium – fürs nächste Schuljahr verspricht Lutz Trümper: „Den Elternwillen werden wir erfüllen, das ist Gesetz.“
Schulen, Schülerzahlen, Kapazitäten
- 64 Schulen in kommunaler Trägerschaft gibt es in Magdeburg, mit 22 622 Schülern. Darunter 10 Sekundarschulen mit 2835 Schülern; 5 Gymnasien, 3722 Schüler; 2 Integrierte Gesamtschulen (IGS) mit 1598 Schülern
- Die Zahl der Anträge allein für die IGS Willy Brandt hat sich seit dem Schuljahr 2005/06 von 146 auf 184 erhöht (2012/13); Aufnehmen kann die IGS Willy Brandt derzeit 105 Schüler, die IGS Regine Hildebrandt 111; Abgelehnt wurden für das aktuelle Schuljahr 79 bei Brandt, 39 bei Hildebrandt = 118 (mit Zweit- und Drittwunsch: 216); wobei 15 IGS-Interessenten an ein Gymnasium wechselten.
- Perspektive: Nach Berechnungen der Brandt-Schulleiterin auf Grundlage des aktuellen Bedarfs und der steigenden Schülerzahlen werden sich die Bewerbungen in den nächsten sieben Jahren fast verdoppeln (auf 196).
- Schullaufbahnempfehlungen der Grundschule sind nicht mehr verbindlich; die Eltern entscheiden über den weiteren Schulbesuch ihrer Kinder.
(Volksstimme vom 13.02.2013)
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