Das Unternehmen Saller Gewerbebau (Sitz Weimar) will für seine Pläne auf dem alten Schlachthofgelände einen neuen Anlauf nehmen. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und neben Gewerbe nun auch ein Wohngebiet vorgesehen“, sagte Projektentwickler Andreas Voigt auf Volksstimme-Anfrage: „Wir glauben an diesen Standort und haben bereits viel Arbeit in das Projekt gesteckt. Deshalb sind wir mit der neuen Variante an die Stadt herangetreten, um eine neue Chance zu erhalten.“
Das Unternehmen wolle einen zweistelligen Millionenbetrag investieren und denkmalgeschützte Gebäude aufwendig sanieren.
Stadtrat Jürgen Canehl (Grüne) zeigte sich auf einer Pressekonferenz des Vereins Bürger für Stadtfeld (BfS) aufgebracht: „Kein Mensch hat doch geglaubt, dass der Investor anderthalb Jahre nach der Ablehnung im Stadtrat mit breiter Mehrheit (12 Ja-, 28 Nein-Stimmen, 7 Enthaltungen, d. Red.) nun wieder einen Vorstoß macht.“
Kritik an neuer Handelsfläche
Der Stadtfelder Apotheker Gert Fiedler, ebenfalls im BfS aktiv: „Es hat in den vergangenen 18 Monaten keine neue Entwicklung gegeben, die heute den Bau des Geschäftszentrums rechtfertigen könnte. Wenn wir in Stadtfeld etwas nicht brauchen, dann sind es neue Einkaufsmärkte.“ Ein Ladensterben vor allem entlang der Großen Diesdorfer Straße sei zu befürchten.
Der Investor sieht das freilich anders: „Neben Einzelhandel, Gastronomie und Dienstleistungen wollen wir, einen Großteil der Fläche durch attraktive Wohnbebauung revitalisieren. Somit wird das gesamte ehemalige Schlachthofgelände einer nachhaltigen Nutzung zugeführt“, sagte Projektenwickler Voigt.
Er verweist auf das Ergebnis einer von Saller beauftragten Haushaltbefragung aus dem Sommer 2012. Demnach sind 97 Prozent der Magdeburger für den Erhalt der denkmalgeschützten Gebäude und 87 Prozent für das Saller-Konzept: „Wir hatten die GMA Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung beauftragt, denn wir möchten nichts entwickeln, was die Bürger nicht wollen.“
Der Stadtfelder Verein bezeichnete die Ergebnisse als „in keiner Weise aussagekräftig und nicht repräsentativ“. Gert Fiedler: „Bestätigt wird dies durch einen auf dem Gebiet der empirischen Sozialforschung versierten Wissenschaftler. Professor Dr. Günter Wendt, bis 2011 an der Hochschule Magdeburg-Stendal tätig, fällte ein vernichtendes Urteil.“
Saller-Projektentwickler Voigt hält diese Kritik „für nicht nachvollziehbar: „Die GMA, mit der auch die Stadt beim Märktekonzept zusammenarbeitet, hat diese aussagekräftige Umfrage nach den anerkannten Methoden der Marktforschung durchgeführt. Es handelte sich um eine durch Zufallsauswahl durchgeführte Befragung, die Grundgesamtheit der Befragten lag bei 500.“
Investor will Vertrag mit Stadt
Auch die Behauptung des Bürgervereins, Saller Gewerbebau wolle in Wirklichkeit keine Wohnungen bauen, sondern nur die Discountmärkte durchsetzen, wies Voigt zurück: „Die Saller-Unternehmensgruppe hat eine große Anzahl an Wohnungen im Bestand und entwickelt auch Wohnimmobilien. Wir wollen mit der Stadt einen städtebaulichen Vertrag schließen, in dem wir uns zum Bau der Wohnungen bzw. Stadthäuser verpflichten. Die Stadt hat somit die Sicherheit, dass das Konzept genauso verwirklich wird.“
Am Donnerstag berät der Bauausschuss über den Schlachthof in nicht-öffentlicher Sitzung und soll eine Beurteilung abgeben.
(Volksstimme vom 15.01.2013)
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