2. Bürgerversammlung zum Integrierten Handlungskonzept

Volksstimme vom 19.07.2012
Volksstimme vom 19.07.2012
Das Handlungskonzept für Stadtfeld nimmt Formen an. Im Zuge der Bürgerbeteiligung stellten die beauftragten Planungsbüros jetzt ihre Ideen für einen schöneren Stadtteil vor und nahmen Kritik und Hinweise auf.

Eins schickte Magdeburgs Baubeigeordneter Dieter Scheidemann zu Beginn voraus: „Die Ideen, die Sie gleich sehen, werden nicht eins zu eins und nicht sofort umgesetzt.“ Aber die vorgeschlagenen Maßnahmen der beiden Magdeburger Planungsbüros Stegroplan und Meta Architektur können als Denkanstöße für viele kleine zukünftige Entscheidungen der Verwaltung und Stadträte dienen. Denn Fahrradständer an den Übergängen des Schellheimerplatzes oder versenkte Altstoffcontainer am Olvenstedter Platz lassen sich auch ohne immensen Aufwand umsetzen.

Ein Vorhaben, das auch auf der Sitzung den größten Redebedarf auslöste, wird aber nicht für ein Taschengeld zu haben sein. Exemplarisch für den gesamten Verlauf der Großen Diesdorfer Straße haben sich die Planer das Teilstück zwischen Annastraße und Maxim- Gorki-Straße herausgepickt und drei Verbesserungsvarianten entworfen. Denn laut Analyse der eigenen Beobachtungen und zahlreicher Gespräche mit Stadtfeldern fehlt es hier an allem: barrierefreie Haltestellen und Bürgersteige, Fahrradständer, Radwege, Ladezonen, Außenfl ächen für Gastronomie, Kurzzeitparkplätze, Grün und Querungsmöglichkeiten. Doch wie löst man diese Probleme?

Tempo 30 und nur noch zwei Fahrstreifen lautet ein Vorschlag des neuen Handlungskonzepts. Der Vorteil liegt klar auf der Hand: Mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer. „Doch wie soll sich dann der ganze Verkehr dort durch quälen?“, lautete sogleich die berechtigte Nachfrage einer Anwohnerin. Doch genau dahin möchte man idealerweise den Autofahrer erziehen, wie Andreas Müller erklärte: dass die Diesdorfer nicht mehr als Durchgangsstraße genutzt wird. Zum Vergleich: Auf der Albert-Vater-Straße fahren täglich bis zu 35 000 Autos, die Diesdorfer nutzen maximal 12 000. Werden die Fahrstreifen reduziert, würde sich diese Zahl automatisch verringern.

Ein Maxim-Gorki-Platz als neue Quartiersmitte in Stadtfeld-Ost

Zum Thema Haltestelle sieht eine Variante versetzte Stopps vor, eine andere verlagert sie vor die Sparkasse. Ein Kritikpunkt hier: Die dann fehlende Umsteigemöglichkeit zur Buslinie. An der Maxim-Gorki- Straße entsteht bei beiden Skizzen ein kleiner Stadtplatz. Für alle vorgestellten Varianten gilt aber: ein verkehrsplanerisches Konzept mit entsprechender Simulation der Verkehrsfl üsse ist vor einer tatsächlichen Umsetzung notwendig. Zeitraum und Kosten für solch ein Projekt? O-Ton Scheidemann: „Das kann im Moment noch niemand sagen.“

Neben der Gestaltung des öffentlichen Raums orientierten sich die Planer an den Handlungsfeldern Identität und Mitwirkung, Wohnen, Handel, sowie soziale Infrastruktur. Eine Dachmarke „Stadtfeld“ würde z.B. die Identität mit dem Stadtteil stärken. Einheitlich gestaltete Einkaufstüten könnten zeigen „Ich kaufe in Stadtfeld ein.“ Voraussetzung für solche Maßnahmen ist aber auch das bürgerschaftliche Engagement. Ohne die Leute vor Ort, die daran mitwirken und es antreiben, nützt auch kein noch so ausgeklügeltes Konzept.

Deshalb sollten auch die vielen Plätze als Quartiersmitten gestärkt werden. Eine gute Initiative sei z.B. das Denkmal für den Beimsplatz. Den Olvenstedter Platz könnte man regelmäßig mit einem Markt beleben. Fensterlose Häuserwände würden mit vertikalen Gärten oder durch eine plastische Gestaltung optisch aufgewertet.

Viel Lob für die „mutigen Ansätze“ von den Stadtfeldern Insgesamt gab es viel Lob für die „mutigen Ansätze“, wie es ein Anwohner formulierte. Stadtrat Jürgen Canehl ergänzte: „Ich fi nde die Ideen toll und wenn wir das Geld haben, sollten wir sie auch verwirklichen.“ Denn das gibt es noch nicht. Wenn das gemeinsam mit den Stadtfeldern erstellte Handlungskonzept voraussichtlich Ende des Jahres dem Stadtrat vorgelegt wird, heißt das nicht, dass auch nur eine Idee umgesetzt wird. Erst dann können Fördermittel aus dem Städtebauprogramm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ beantragt werden. „Frühestens 2014 könnten erste Mittel für weitergehende Planungen fl ießen“, bremste Dieter Scheidemann erneut die Erwartungen.

(Volksstimme vom 19.07.2012)

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