Etwa 100 Erzieherinnen, Kita-Leiterinnen, Vertreter von Kita-Trägervereinen, Elternbeiräten und der Stadtverwaltung trafen sich gestern zum „Kitagipfel“ im Rathaussaal. Die teils emotionalen Wortmeldungen legten nahe, dass auch die Überschrift „Kita-Krisengipfel“ keine unpassende gewesen wäre.
Das Treffen sollte zutage fördern, wie es in Magdeburg gelingen kann, dass jedes Kind, dessen Eltern es wünschen, einen Platz in Krippe und Kindergarten fi ndet. Sachsen-Anhalt sichert das per Rechtsanspruch zu. Allein: In Magdeburg kann der Rechtsanspruch aktuell nicht für alle Kinder erfüllt werden. Das im Vorjahr eröff nete Kitaplatz-Suchportal im Internet macht die Dramatik des Mangels nur umso deutlicher. Eltern finden sich hier regelmäßig vor einer Null in Serie wieder – kein Platz im ganzen Stadtgebiet zu finden (Volksstimme berichtete). Bereits zur Haushaltssitzung im Stadtrat spielte dieser Missstand eine Rolle. Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) schwor die Räte vor dem Hintergrund mangelnder Kapazitäten auf die fi skalische Realität ein: „Wir werden mehr Geld brauchen. Die Geburtenzahl ist noch einmal gestiegen und wir werden im Aff engalopp neue Kita-Plätze schaff en müssen. Es gibt sogar Leute, die sagen, dass sie nicht arbeiten, weil sie ihr Kind nicht unterbringen können.“ Trümpers Versprechen: „Das Problem werden wir lösen.“ Aktuell subventionieren Stadt und Land die Kitas der Stadt mit mehr als 54 Millionen Euro im Jahr.
Für seinen entschieden vorgebrachten Vorsatz, das Problem der Mangelversorgung zügig lösen zu wollen, bekam Trümper im Stadtrat wie auch auf dem gestrigen Kita-Krisengipfel Beifall. Allein: Wie die Lösung aussehen soll, steht in Frage.
Die Linke trat zur Haushaltsdebatte in der Vorwoche mit einem Lösungsvorschlag an. Die Fraktion forderte die Eröff nung einer „spezifi schen Kindertagesstätte in kommunaler Trägerschaft“ zur „sofortigen und überbrückenden Aufnahme“ von Kindern, deren Eltern anderenorts keinen Platz fi nden; sozusagen eine Engpass- Kita. Vizefraktionschef Oliver Müller begründete: „Es gibt Monate, wo 130 Eltern, die keinen Kita-Platz gefunden haben, beim Jugendamt auf der Liste stehen. Und die Mitarbeiter dort wissen inzwischen doch auch gar nicht mehr, wohin sie die Kinder schicken sollen.“ Diese Tatsache fand beim gestrigen Gipfel im Rathaus Bestätigung. Jugendamtschef Detlev Klaus sprach von aktuell rund 150 Kindern, bei deren Vermittlung auf einen Kita-Platz auch das Amt scheitert.
Der Linke-Antrag fand keine Zustimmung im Rat. OB Trümper hatte argumentiert: „So ein Ausweichobjekt ist in zwei Wochen voll. Wir müssen das Problem anders lösen.“ Allerdings: Beim gestrigen Gipfeltreff en brachten auch die freien Kita-Träger selbst den Vorschlag vor, dass die Kommune doch eine neue Kita in eigener Trägerschaft eröff nen solle. Sie, die Träger, haben off enbar weniger Sorge vor einer kommunalen Konkurrenz, denn die Hoff nung, dass der Stadt mit dem Betrieb einer eigenen Einrichtung erst ein Licht über die heutige Realität in den Kitas aufginge. Die Stadt betreibt bereits seit 2005 keine Kita mehr, sondern übertrug die Bewirtschaftung aller rund 130 Einrichtungen an Vereine und andere freie Träger.
Fakt ist: Die Appelle der Stadt an die Kita-Träger, Kapazitätsreserven auszuschöpfen bzw. zeitweise zu überschreiten, taugen zur Lösung nicht. Zum einen, weil zahlreiche Einrichtungen in der Tat bis an die „Oberkante“ mit Kindern gefüllt sind, zum anderen, weil sich Träger im berechtigten Erzieherinnen- und Elterninteresse vor übervollen Gruppen scheuen.
Einen ausführlichen Bericht zum „Kitagipfel“ lesen Sie in unserer morgigen Ausgabe.
(Volksstimme vom 20.01.2012)
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