Mit der Zukunft des Schlachthofquartiers hatten sich die Organisatoren des Planertreffens ein aktuelles, aber auch brisantes kommunalpolitisches Thema ausgewählt. Der Plan eines Unternehmens, dort ein Einkaufszentrum zu errichten, wurde unlängst vom Stadtrat bereits im frühestmöglichen Stadium abgelehnt. Zu groß war der Protest der Händler im näheren und weiteren Umfeld.
Bei der Besichtigung des 1914 errichteten Rinderetagenstalls kamen viele Teilnehmer zu der Ansicht, dass dessen Integration in das Einkaufszentrum der Zerstörung des Baudenkmals gleichgekommen wäre. Auch die bereits zuvor ins Spiel gebrachte Nutzung für einen Innenspielplatz wurde als wenig erstrebenswert erachtet. Neben der Zwischennutzung der einzelnen Ställe als Ateliers für Künstler oder Handwerker sei stattdessen auch eine dauerhafte Nutzung als Loftwohnungen denkbar.
Der Wohngedanke stand auch in der anschließenden Diskussion im Mittelpunkt. Das Schlachthofquartier sei ideal für innerstädtisches Wohnen, war dort zu hören. Drei gute Voraussetzungen für neue Wohnhäuser bestünden zudem bereits. So sind die Flächen, einschließlich der ehemaligen Keller, im Rahmen der Abbruchmaßnahmen 2007 beräumt worden. Außerdem würde es keine Bodenkontaminierung geben und der immer noch rechtswirksame Bebauungsplan weise einen Großteil der brachliegenden Flächen ohnehin als Wohngebiet aus.
Stadthäuser mit Innenhof Jedoch wurde bei der Erstellung des B-Plans noch eine Bebauung mit Fünf- bis Siebengeschossern vorgesehen. Da diese nicht mehr zeitgemäß seien und Einfamilienhäuser ebenfalls nicht unbedingt favorisiert werden, schlugen einige der Teilnehmer eine kompakte drei- bis viergeschossige Bebauung aus Stadthäusern vor, die sich um kleine Innenhöfe gruppieren könnten.
Stadtplaner Stephan Westermann hatte bereits in dem 2006 für ganz Stadtfeld erarbeiteten Stadtteilentwicklungskonzept dort eine geringere Baudichte vorgeschlagen. Architekt und Investor Rolf Onnen war ebenfalls dafür: Am Beispiel des Elbbahnhofs könne man erkennen, welche Dynamik ein solches Wohngebiet entwickeln kann. Für diese Idee muss jedoch der B-Plan dahingehend geändert werden.
Im Hinblick auf andere Magdeburger Wohngebiete, in denen der ursprüngliche architektonische Charakter der Siedlung verloren gegangen ist, schlugen die Teilnehmer des Planertreffens außerdem vor, dass das Stadtplanungsamt und der Grundstückseigentümer gestalterische Vorgaben machen sollten. Daran müssten sich dann alle Bauherren orientieren. So wurde beispielsweise angeregt, dass auf dem Schlachthof-Gelände die traditionelle gelbe Ziegelbauweise vorgeschrieben werden könnte.
Einen Nutzungsvorschlag für das am schlimmsten vom Einsturz bedrohte Denkmal, die Viehbörse, hatten die Anwesenden allerdings nicht parat. Eine allein aus privater Hand fi nanzierte Sanierung ohne Zuschüsse erscheint für das 1893 eröffnete Gebäude kaum denkbar.
Kein Einzelhandel Apotheker Gert Fiedler zeigte sich zufrieden mit der Veranstaltung, da sie deutlich machte, dass das Schlachthof- Areal Entwicklungspotenzial auch jenseits von Einzelhandelsnutzungen bieten kann. Er hatte mit den anderen Geschäftsleuten aus der Großen Diesdorfer Straße und dem Stadtfelder Bürgerverein zu den vehementesten Kritikern des geplanten Einkaufszentrum gezählt.
(Volksstimme vom 18.08.2011)
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