Stadt will Fördermittel für Stadtfeld nach Südost lenken

Volksstimme vom 27.07.2011
Volksstimme vom 27.07.2011
Die Große Diesdorfer Straße könnte zugunsten der südöstlichen Stadtteile aus dem Förderprogramm „Aktive Orts- und Stadtteilzentren“ fliegen. Die stark gekürzten Mittel für die Städtebauförderung sollen der Grund dafür sein. Auch eine barrierefreie Haltestelle in Höhe der Arndtstraße liegt in unbestimmter Ferne.

Für den Abschnitt der Großen Diesdorfer Straße zwischen Gerhart- Hauptmann-Straße und Annastraße als eigenständiges Stadtteilzentrum sieht die Stadt offenbar keinen Förderbedarf mehr. Dies ist zumindest die derzeitige Auffassung der Stadtverwaltung. Das teilte der Beigeordnete für Stadtentwicklung, Bau und Verkehr, Dieter Scheidemann, jetzt auf eine Anfrage des Grünen-Stadtrats Jürgen Canehl aus Stadtfeld mit.

Vor drei Jahren war man jedoch noch anderer Ansicht. 2008 beantragte die Stadt, die Stadtfelder Magistrale in das damals neu aufgelegte Städtebauförderungsprogramm von Bund und Ländern „Aktive Orts- und Stadtteilzentren“ aufzunehmen. Mit diesem „Zentrenprogramm“ sollen lokale Nahversorgungsbereiche durch koordinierte Maßnahmen der Händler, Vermieter und anderer Akteure vor Ort gestärkt werden. In Magdeburg sind beispielsweise die Lüneburger und Lübecker Straße (Neustadt) Teil des Programms. Für die Erstellung eines Konzeptes, das speziell auf die Bedürfnisse der Großen Diesdorfer Straße zugeschnitten wäre, sei inzwischen auch eine Bewilligung für Fördermittel eingegangen, ließ Dieter Scheidemann wissen. Mit deren Hilfe könnte ein Konzept bis zum Frühsommer kommenden Jahres erstellt werden. Ein entsprechender Auftrag an ein Planungsbüro müsste dann bereits im Herbst dieses Jahres erfolgen.

Ob dies jedoch tatsächlich geschieht, werde derzeit in der Stadtverwaltung diskutiert, heißt es weiter in der Stellungnahme des Beigeordneten. Denn der damalige Aufnahmeantrag für das Förderprogramm stand noch nicht „unter dem Vorzeichen starker Reduzierungen in der Städtebauförderung“. Und tatsächlich: In den vergangenen drei Jahren sanken die bundesweit dafür bereitgestellten Mittel von 570 Millionen Euro (2009) auf 455 Millionen Euro (2011). Für das kommende Jahr ist erneut eine Kürzung um 45 Millionen Euro vorgesehen.

Interessant ist jedoch, dass der Anteil für das fragliche „Zentrenprogramm“ im gleichen Zeitraum kontinuierlich gewachsen ist. Allein in Sachsen-Anhalt stiegen die Mittel um fast das Dreifache. 3,6 Millionen Euro stehen im Programmjahr 2011 für die „Aktiven Orts- und Stadtteilzentren“ zur Verfügung.

Dennoch scheint die Stadtverwaltung die bereits bewilligten Mittel für Stadtfeld in Richtung Südosten Magdeburgs umleiten zu wollen. Buckau, Fermersleben, Salbke und Westerhüsen würden dann von dieser möglichen Umverteilung profi tieren. „Aus städtebaulicher Sicht könnte aufgrund der größeren Problemlagen in den genannten Stadtteilen zu deren Gunsten auf die Ausweisung Stadtfelds als Fördergebiet verzichtet werden“, lautet die abschließende Aussage Dieter Scheidemanns.

In seiner Anfrage erkundigte sich Jürgen Canehl außerdem nach eventuellen Verbesserungen der Aufenthaltsqualität für Fußgänger im genannten Abschnitt der Großen Diesdorfer Straße. Diese leide nämlich unter der breiten, viel befahrenen Straße, zudem fehle eine barrierefreie Haltestelle. „Wann ist mit dieser zu rechnen?“, fragt Canehl.

Auch hier hat der Beigeordnete nur eine vertröstende Antwort parat. Bisher lägen der Stadtverwaltung keine Planungen für den Bereich zwischen Gerhart-Hauptmann- Straße und Annastraße vor. Soweit es der Haushalt im kommenden Jahr zulasse, würde die Abteilung „Verkehrsplanung“ jedoch eine Vorplanung für den Abschnitt beziehungsweise den Haltestellenbereich in Höhe der Arndtstraße in Auftrag geben.

(Volksstimme vom 27.07.2011)

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