Das ehemalige Schlachthof-Gelände zwischen Liebknechtstraße und Sudenburger Wuhne sorgt seit rund einem Jahr für Schlagzeilen, besonders wieder in den vergangenen zwei Wochen. Die IG Innenstadt hatte schwere Geschütze gegen den neuen Fachmarkt, der dort entstehen soll, aufgefahren, befürchtete sie doch erhebliche Kundeneinbußen für die Innenstadt-Händler. Dabei wird auch die Stadt scharf kritisiert, die, so die IG Innenstadt, das für Magdeburg geltende Märktekonzept aus den Augen verloren habe.
Der Investor, die Weimarer Saller-GmbH, hatte sich bis jetzt in der öffentlichen Diskussion über den Schlachthof zurückgehalten. Im Volksstimme- Gespräch hat gestern Andreas Voigt, zuständiger Projektleiter bei Saller, die Position des Unternehmens deutlich gemacht.
Voigt sagte, dass sich das Konzept des Fachmarktes auf dem Schlachthofgelände nicht mit dem Märktekonzept der Stadt Magdeburg und dem Innenstadtangebot beiße. „Im Schlachthof sollen Fachmärkte entstehen, die im Niedrigpreissegment angesiedelt sind“, so Andreas Voigt. Zum Beispiel ein großer Haustierfutter-Discounter und ein Einzelhändler, der Massenwaren zu einem sehr niedrigen Preis anbietet. Diese Discounter benötigten Geschäftsfl ächen von 800 Quadratmetern und mehr. „So ein Unternehmen passt natürlich nicht in eine Innenstadt und ist dort auch fehl am Platze, ist aber für den Innenstadthandel auch keine Konkurrenz“, meint Voigt. Der Innenstadt-Einzelhandel zeichne sich in der Regel, so auch in Magdeburg, durch ein Mittel- bis Hochpreis- Angebot aus.
Städtebaulicher Vertrag wird vereinbart Die Saller-GmbH habe sich bei der Konzipierung des Fachmarktprojekts auf dem Schlachthofgelände genau an das Märktekonzept der Stadt gehalten. Dafür sei das Konzept von der GMA begutachtet worden. „Danach haben wir beispielsweise einen geplanten Elektromarkt aus dem Projekt wieder gestrichen, weil sich dieser Markt mit dem Märktekonzept nicht vertragen hätte“, sagt Andreas Voigt. Man habe als Unternehmen kein Interesse daran, die Innenstadthändler zu schwächen. Eine unattraktive Innenstadt wirke sich immer auch negativ auf die ganze Stadt aus. Das habe man in Gesprächen auch immer gegenüber der Stadt und der IG Innenstadt versucht, deutlich zu machen.
Der zweite Vorwurf, dem sich Saller ausgesetzt sieht, betrifft das Bauprojekt selbst. Dazu erklärte Andreas Voigt, dass die denkmalgeschützte Bausubstanz in vollem Umfang erhalten und saniert werde. „Und wir werden auch die neu zu bauenden Gebäude so gestalten, dass sie in Form und Gestalt zum Schlachthof- Denkmal passen.“ Es werde dort keine „Nullachtfünfzehn- Discounter-Verkaufsstelle“ entstehen.
Die Saller GmbH habe bereits in Freising (Bayern) und in Quedlinburg gute Erfahrungen mit dem denkmalgerechten Umbau von Gebäuden zu Märkten gesammelt. „Wir wollen eine nachhaltige Entwicklung des Schlachthofs. Darum hat die Saller-GmbH das Gelände auch gekauft.“
Zu den an der Schlachthofstraße mit erworbenen Freifl ächen sagte Voigt, dass dort durchaus auch eine Wohnbebauung entstehen könnte. Dazu gebe es aber noch keine konkreten Planungen. Allerdings könne man sich vorstellen, mit einem Partner dort auch Wohnraum zu erschließen.
„Wir werden diese ganzen Gesichtspunkte mit der Stadt in einem städtebaulichen Vertrag auch festschreiben und vereinbaren“, sagte Andreas Voigt abschließend.
Am morgigen Mittwoch will Voigt die Position von Saller während einer öffentlichen Informations- und Diskussionsveranstaltung zum Thema „Schlachthof-Quartier“, die ab 19 Uhr im Seniorenzentrum „Pro Vita“ in der Großen Diesdorfer Straße 230 stattfi nden soll, persönlich deutlich machen.
Zu der Veranstaltung, die vom Kreisvorstand von Bündnis 90/Die Grünen organisiert wird, werden auch Vertreter der IG Innenstadt, des Stadtplanungsamtes und des Vereins Bürger für Stadtfeld erwartet.
(Volksstimme vom 13.05.2011)
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