Das hätte er sich wohl kaum träumen lassen. Eigentlich ist Frank Hoffmann am Mittwochnachmittag zur Sitzung der AG Gemeinwesenarbeit (GWA) Stadtfeld- Ost gekommen, um stolz die Pläne des städtischen Eigenbetriebs Stadtgarten und Friedhöfe (SFM) für den Spielplatz an der Motzstraße vorzustellen. Doch statt der erwarteten Freude und des Beifalls bläst ihm aus der GWA-Runde ein unerwarteter Gegenwind entgegen.
Direkt an der Schrote, unterhalb der ruhigen Nebenstraße gelegen, ist der vorgesehene Platz durchaus ansprechend. „Wir haben das Areal erst vor einigen Jahren von privat übernommen, es ist aber keine städtische Fläche“, erklärt der SFM-Spielplatzchef am Mittwoch. „Im Moment ist der Zustand nicht schön. Wir mussten eine der beiden Schaukeln abnehmen, da die Aufhängung defekt war. Außerdem ist die Rutsche am Hang von Bodenerosion bedroht, sie wird ständig vom Regenwasser unterspült“, erläutert er die derzeitige Situation.
Die SFM-Pläne für die bevorstehende Umgestaltung versprechen einen „Kleingarten“ zum Entdecken. Die Idee entstand früh, schließlich überließ die Kleingartenanlage „Tillys Berge“ eine verwilderte Parzelle zur Erweiterung der Fläche. „Als kleinen Dank basierten wir das Thema darauf“, sagt Hoffmann.
Ein Kletterwurm, der sich durch den Sand wühlt, eine große Kletterkonstruktion, deren Rutschturm einer Gießkanne ähnelt und ein überdimensionierter Sandeimer sollen die Hingucker werden. Vier Holzsitze in Form von Äpfeln und Birnen, ein Sandbagger und eine Telefonanlage runden das Konzept ab. Die bestehende Schaukel wird aufbereitet. „800 Quadratmeter reine Spielfläche wird entstehen, der Baustart ist nach Ostern geplant“, gibt er weitere Details bekannt.
Hintergrund: 2009 diagnostizierte die Stadtverwaltung einen akuten Spielflächenmangel in dem bevölkerungsreichsten Stadtteil. Exakt 21 927,50 Quadratmeter Fläche zum Toben und Klettern fehlten damals in Stadtfeld. Grundlage für die Berechnung ist die Formel 10 Quadratmeter pro im Stadtteil wohnendes Kind.
Zwar wurde im vergangenen November durch die Eröffnung des „Zwergenlands“ an der Schenkendorfstraße die Misere etwas gelindert, doch dessen tägliche Überfüllung zeigt: Mehr Spielplätze werden gebraucht. Neben dem von der GWA forcierten Kleinkindspielplatz an der Martin-Agricola- Straße (hierzu fällt am kommenden Dienstag die Entscheidung im Betriebsausschuss des SFM) und dem von einer eigens gegründeten Interessengemeinschaft geförderten Mehrgenerationenplatz an der Hans-Löscher-Straße, hatten GWA und SFM gemeinsam den kleinen Spielplatz an der Motzstraße für eine Erweiterung der Spielfl ächen auserkoren.
In der Tradition bestehender Themenspielplätze wie dem „Zwergenland“, dem Zoospielplatz in Diesdorf oder der „Nordpol-Expedition“ in Neue Neustadt hören sich die Vorstellungen der Spielplatzbauer attraktiv an. In der GWA-Runde stoßen die Pläne jedoch auf kritische Stimmen.
„Was ist mit der Schrote?“ „Wie kann man Hunde am Betreten hindern?“ „Wird es Toiletten geben?“ „Reichen die Spielgeräte?“ – Die Fragen prasseln förmlich auf Frank Hoffmann ein.
„Ich bin kein Freund von Zäunen“, stellt er kategorisch klar. Es könne doch nicht wirklich im Sinne der Anwesenden sein, ihre Kinder „einsperren“ zu wollen. „Vielleicht kann man einen zum Thema passenden Gartenzaun errichten“, schlägt eine junge Mutter vor.
Auch die potenzielle Gefahr, die von der direkt am Sandkasten vorbeifl ießenden Schrote ausgeht, will er gar nicht in Abrede stellen. „An unserem Spielplatz an der Steinigstraße ist in 15 Jahren nichts passiert“, versucht Frank Hoffmann die Sorgen zu relativieren. Man werde es aber beobachten und bei Bedarf einen Zaun nachrüsten. Hinsichtlich der Hundebesitzer fordert er endlich ein Umdenken, um Hundehaufen im Sand zukünftig zu vermeiden. Für Toiletten ist der SFM nicht zuständig.
Selbst GWA-Sprecher Jürgen Canehl, der sonst ein Spielplatzverfechter ist, zeigt sich überraschend kritisch: „Reichen denn die Spielgeräte überhaupt? Kann man nicht noch mehr bieten?“ „Der Platz gibt einfach nicht mehr her, weswegen auch auf eine Bolzecke verzichtet werden muss“, kontert der SFM-Mitarbeiter. „Einen Vorteil haben wir: Es gibt keine Anwohner, die sich gestört fühlen könnten“, meint der GWA-Sprecher in Anspielung auf die Kontroverse um den Agricola-Standort.
Trotz der unverhofften Kritik versprach Frank Hoffmann alle Hinweise mitzunehmen und die Bedenken nicht außer Acht zu lassen. Zwei Versprechen rang ihm die GWA zum Ende noch ab: Die Eröffnung soll noch vor den großen Sommerferien stattfi nden und die GWA möchte diesmal daran mitwirken.
„Mit solchen Reaktionen habe ich nicht gerechnet“, gibt Frank Hoffmann hinterher zu. Was die Erwachsenen auch planen, den Kindern wird es so oder so recht sein.
(Volksstimme vom 25.03.2011)
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