“Du, Bürgermeister, kommst Du mich mal in meinem Kindergarten besuchen?“ So ähnlich lief es am 15. Januar ab, als Alexandra Schulze mit ihren Eltern, Oma, Opa und Freunden am Rathaus vorbeiging und ihr Papa Ingo den Stadtvater zeigte. Sie riss sich kurzerhand von der Hand, lief zu dem verdutzten Bürgermeister hinüber und lud ihn ein. Natürlich musste noch eine offi zielle Einladung geschrieben werden, aber kurze Zeit später kam die Bestätigung aus seinem Büro: „Ja, er kommt!“
Gestern war es nun so weit. Sichtlich aufgeregt und etwas schüchtern stand die Fünfjährige neben Lutz Trümper, spielte nervös mit den Rüschen ihres Oberteils. Der OB ließ sich von ihr und Martina Mocker, die den Kindergarten „Schroteblick“ in der Goethestraße seit Oktober 2009 leitet, alle Räume ganz genau zeigen.
Die private Kleineinrichtung ist in einer Sechs-Raum-Wohnung untergebracht. Im Sommer werden die derzeit 26 Kindergartenplätze auf 18 reduziert, dafür kommen 12 Krippenkinder hinzu. „Wir finanzieren uns nur über die Elternbeträge, bekommen keinerlei Zuschüsse“, erklärt Martina Mocker.
An einem Tisch spielen Christian, Bennett und Felix „Frieden und Frech“, ein Kartenspiel, das der OB noch als „Krieg und Frieden“ kennt. „Das ist uns aber zu böse“, meint Erzieherin Ingrid Olferta. Dann wollen die Jungs wissen, ob und wann der Spielplatz in der Annastraße saniert wird. „Da gehen wir nämlich immer zum Spielen hin“, sagen die drei. „Das weiß ich nicht, da werde ich erst nachschauen“, muss der Bürgermeister passen. Dafür kann er mit dem Wissen punkten, dass es in Hamburg einen Magdeburger Hafen gibt. „Boah“, entfährt es einem kleinen HSV-Fan.
Dass die Kinder den OB so gut kennen, kommt auch nicht von ungefähr. Seit vergangenem Oktober läuft ein großes Projekt im Kindergarten, in dem sich alles um die Stadt dreht. „Wir waren bereits im Hundertwasserhaus, haben uns das Rathaus von außen angeschaut und besuchten Zoo und Puppentheater“, erzählt Ingrid Olferta. Eine Fahrt mit dem roten Doppeldecker und ein Besuch im neuen Gewächshaus steht auch noch auf der Wunschliste der Kinder.
Zum Schluss versammeln sich alle Kinder, um dem hohen Besuch ein kleines Ständchen zu bringen. Was liegt da näher, als das „Magdeburger Kind“-Lied? Mit Inbrunst und bunt bemalten Papier-„M“s erschallt die inoffi – zielle Hymne der Elbestadt. Nachdem sich OB Trümper bei allen bedankt hat, kommt die Frage nach einem Gegenbesuch auf, denn im Rathaus waren die Kinder noch nicht. „Das können wir gerne machen. Ihr müsst euch nur anmelden, dann könnt ihr mich in meinem Büro besuchen kommen“, verspricht der Rathauschef der Kinderschar.
Auf die Frage, warum sie den OB eingeladen hat, hält Alexandra eine simple Antwort parat: „Weil mein Kindergarten so schön ist, den sollte er einfach mal sehen.“
(Volksstimme vom 11.03.2011)
Schreibe einen Kommentar