Die Volksstimme berichtete vor einigen Wochen über die mögliche Schenkung einer Freifläche an der Martin- Agricola-Straße. Nach den Vorstellungen der GWA Stadtfeld-Ost soll dort ein Kleinkinderspielplatz entstehen. Seitdem meldeten sich mehrere Anwohner zu Wort, die Einwände hatten. „Zu laut, zu dreckig, lieber Parkplätze“ lauteten die Argumente. Jetzt macht die GWA dagegen mobil.
Als die Sonne es in den vergangenen Tagen schaffte, sich durch die grauen Wolkenmassen zu kämpfen und die Temperaturen etwas anstiegen, war der im November neu eröffnete Spielplatz an der Schenkendorfstraße förmlich belagert worden. Hunderte Stadtfelder probierten mit ihrem Nachwuchs das „Zwergenland“ aus.
Der Ansturm scheint ein eindeutiges Zeichen zu sein, dass der Mangel an Spielfl ächen im Stadtteil nicht nur auf dem Papier existiert, sondern es auch tatsächlich schlecht um Tobefl ächen bestellt ist.
Selbst mit dem „Zwergenland“ und dem für dieses Jahr geplanten Ausbau des Spielplatzes in der Motzstraße bleiben 18 000 Quadratmeter Spielfl äche, die zwischen Albert- Vater-Straße und Liebknechtstraße fehlen. Dennoch bestimmten in den vergangenen Wochen Anwohnermeinungen die Zeitungsspalten, die sich gegen neue Spielplätze sträuben.
So war die AG Gemeinwesenarbeit (GWA) Stadtfeld-Ost auf ihrer Suche nach möglichen Flächen für einen Spielplatzneubau 2009 in der Martin-Agricola- Straße fündig geworden. Auf einem circa 800 Quadratmeter großen Areal am südlichen Ende der Straße könnten demnach bereits 2012 Kleinkinder im Sand buddeln.
Der Eigenbetrieb Stadtgarten und Friedhöfe (SFM) steht auf jeden Fall bereit, falls es eine Zustimmung vom Stadtrat geben sollte. Dorthin wurde das GWA-Anliegen, allen Anwohnerbeschwerden zum Trotz, bereits getragen. Dass die Fläche grundsätzlich geeignet sei, stellte der SFM schon vor zwei Jahren bei einer Begehung fest. Nur einige Bäume müssten im Fall der Fälle gefällt werden, hieß es in einer entsprechenden Stellungnahme des städtischen Eigenbetriebes.
Ratten und Parkplätze
Nachdem die Volksstimme im Oktober 2010 darüber berichtet hatte, dass der Eigentümer der Fläche der Stadt das Areal zur Schenkung angeboten hatte, meldeten sich besorgte Anwohner in der Redaktion. Vor allem mit Bedenken: Jugendliche könnten sich dort abends treffen und lautstarke Feten feiern. Dies sei schon zu DDR-Zeiten so gewesen, als es dort bereits einen Spielplatz gab. Außerdem sorge man sich um die Sicherheit und Gesundheit der Kinder. Man könne schließlich regelmäßig Ratten an dem Müllplatz in der Nachbarschaft sehen. Ohnehin wären Parkplätze viel nötiger als ein Spielplatz.
„Angebot ist endlich“
Solch Aussagen bringen andere Stadtfelder, vorzugsweise natürlich Eltern, in Wallung. Auch GWA-Sprecher Jürgen Canehl hält solche Argumente für vorgeschoben. „Die Jugendlichen treffen sich bereits im Gelände am Schroteanger und der Müllplatz wird durch einen Zaun abgetrennt, den man zum Beispiel mit Efeu bepfl anzen kann“, sagte er gestern am Telefon: „Auch Parkplätze dürften ja wohl keine Rolle spielen.“
„Die Eltern und Kinder brauchen einen Platz zum Spielen in der Nähe“, ist sich der GWASprecher sicher: „Das Angebot zur Schenkung durch den Immobilienverwalter ist auch endlich.“ Deshalb müsse jetzt eine Aktion pro Spielplatz her. Denn der fünfstellige Kaufpreis hatte das Unterfangen bislang unmöglich gemacht. Erst das Angebot des Verwalters, die Fläche der Stadt kostenlos zur Verfügung zu stellen, brachte Bewegung in die Sache.
Und der Bedarf sei da: Andrea Brünig ist zwar erst seit Anfang des Jahres Leiterin in der evangelischen Kindertagesstätte „Paulus“ in der Goethestraße, doch unterstützt sie das Projekt mit ganzem Herzen. Die Kita ist nur wenige hundert Meter vom potenziellen Spielplatz entfernt.
„Wir haben zwar auf dem Hof einen schönen Spielplatz, doch wäre es für die Kinder immer ein besonderes Erlebnis, wenn wir dahin einen Ausfl ug machen könnten“, erklärt die Kita-Leiterin. Sie hat gestern früh den Aushang der GWA gleich angepinnt, um die Eltern der 52 Kinder, die die „Paulus“-Kita besuchen, zu informieren.
GWA-Sitzung als Forum
Am Donnerstag, 3. Februar, sollen die Stadtfelder nun Farbe bekennnen und durch ihre Anwesenheit bei der ersten GWA-Sitzung im neuen Jahr signalisieren: „Ja, wir wollen und brauchen den Spielplatz in der Agricolastraße.“ „Insbesondere Eltern mit Kindern werden gebeten, zu unserem Treffen zu kommen, um sich im Interesse ihrer Kinder an der Diskussion zu beteiligen“, heißt es in der Einladung, die in Hauseingängen und Einrichtungen im Stadtteil aushängt. Die Sitzung der GWA Stadtfeld-Ost findet ab 18 Uhr im Haus des CVJM in der Tismarstraße 1 statt. Den Antrag der Bündnis90/ Grünen-Fraktion an den OB, in dem er aufgefordert wird, das Schenkungsangebot anzunehmen, hat der Stadtrat im November in die Ausschüsse verwiesen. Der Betriebsausschuss des SFM sowie der Finanz- und Grundstücksausschuss müssen nun zunächst darüber beraten, bevor er mit deren Empfehlungen zur endgültigen Entscheidung wieder den Stadträten vorgelegt wird.
(Volksstimme vom 28.01.2011)
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