Encke-Carré – Die Mieterkritiken häufen sich

Volksstimme vom 9.12.2010
Volksstimme vom 9.12.2010
Es ist das Vorzeigeobjekt im westlichen Stadtfeld. Ein niedersächsischer Investor sanierte die seit dem Abzug der Sowjettruppen 1991 größtenteils leer stehende Encke-Kaserne und schuf circa 500 Wohnungen. Doch nachdem die ersten Mieter im vergangenen Jahr einzogen, gibt es regelmäßig Beschwerden. Der Verwalter kennt die Probleme und hilft, wo er kann.

Sehr ruhig, fast wie im Winterschlaf liegt der ehemalige Exerzierplatz an der Beimsstraße derzeit. Die lindgrünen Kasernenbauten im Encke- Carré aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg bieten nach ihrer Sanierung in den vergangenen Jahren eine angenehme Wohnatmosphäre.

Dies bestätigt auch Ivonne Buchmann, die in einem der Eingänge ein kleines Kosmetikstudio betreibt. Doch für sie steht fest, dass der schöne Schein trügt. Im Sommer 2009 zog sie in ihre Wohnung, nachdem das Gebäude in weniger als einem halben Jahr komplett saniert wurde. „Ich bin noch davon verschont, aber mehrere meiner Kunden haben von Schimmel in ihren Wohnungen berichtet“, erzählt die junge Frau. „Außerdem sollen wir unsere Heizungen ständig auf der höchsten Stufe laufen lassen.“ Entgegen früherer Aussagen bekamen die Mieter kürzlich ihre Nebenkostenabrechnungen für 2009 mit erheblichen Nachzahlungen. Nachbar Bastian Schimmitat soll etwa ab Januar vier Euro pro Quadratmeter an Nebenkosten bezahlen.

Auch fehlende Parkplätze für Besucher werden von den Mietern bemängelt. „Wenn mein Sohn mich am Wochenende besucht, muss er alle zwei Stunden die Parkscheibe verstellen, um ja nicht abgeschleppt zu werden,“ erzählt Johanna Zwanzig. Die ältere Dame hat zudem Schwierigkeiten in ihren Hauseingang zu kommen, da an den dortigen Stufen ein Handlauf fehlt. „Ich bin sogar schon gestürzt, habe mir aber zum Glück nichts gebrochen“, sagt sie.

Ein zu Mietbeginn versprochener Teich fehlt immer noch. Der Ärger der Mieter richtet sich an den Verwalter des Objekts, die Firma Büschel Immobilien. „Unsere Briefe und Telefonate bezüglich unserer Anliegen bringen einfach nichts“, sagen die drei unisono.

Geschäftsführer Frank Büschel nahm gestern am Telefon zu den Problemen Stellung. Als Verwalter ist er für eventuelle bauliche Mängel nicht ursächlich verantwortlich, sondern muss dafür sorgen, dass sie behoben werden. Da die einzelnen Wohnungen und Gebäude Privateigentümern gehören, müssen Maßnahmen erst mit diesen geklärt werden. Diese wiederum streiten sich mitunter bereits mit dem Investor. Der Mieter muss warten. „Uns sind Schimmelfälle in zehn Wohnungen bekannt, die aber stets unterschiedliche Ursachen haben“, sagt Frank Büschel.

Dass die moderne Erdwärmeheizung anders funktioniert als eine herkömmliche Heizung, müsse den Mietern immer wieder erklärt werden. „Es ist eine sehr träge Anlage, die länger braucht, um warm zu werden. Dafür aber ist sie zukunftsorientiert“, erklärt der Verwalter. Die ungewöhnlich hohen Nebenkosten (der Deutsche Mieterbund hat einen Deutschland-Durchschnitt von 2,16 Euro ermittelt) von Schimmitat könnten nur ein Irrtum sein, ist sich Büschel sicher.

Besucherparkplätze seien, so Büschel, tatsächlich nicht vorgesehen, hier bleibe nur das Ausweichen auf umliegende Straßen. Der Teich werde aus Sicherheitsgründen defi nitiv nicht mehr angelegt. Kurzfristige Abhilfe versprach Frank Büschel zumindest mit Blick auf den fehlenden Handlauf: „Das war mir bislang nicht bekannt, da können wir aber schnell was machen.“ Er wirbt um Verständnis: „Wir nehmen jedes Problem ernst und versuchen es auch so schnell wie möglich zu beheben, allerdings sind uns oft die Hände gebunden.“

Der Leerstand im Kasernenkomplex liege bei nur vier Prozent. Ein niedersächsischer Investor saniert den Komplex für 30 Millionen Euro. Im Frühjahr sollen zum Abschluss die alten Reitställe im Norden der Anlage zu Seniorenwohnungen umgebaut werden.

(Volksstimme vom 9.12.2010)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert