Rudolf Ernst Wolf – Ein Magdeburger Ingenieur

Die Landeshauptstadt Magdeburg und der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) ehren am kommenden Samstag Rudolf Ernst Wolf. Anlass ist der 100. Todestag des Magdeburger Ingenieurs, Konstrukteurs und Unternehmers. Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper und der Vorsitzende des Landesverbandes Deutscher Ingenieure, Prof. Dr. Michael Schenk, legen um 10.00 Uhr am Grab von Rudolf Wolf auf dem Westfriedhof jeweils einen Kranz nieder. Interessierte Magdeburgrinnen und Magdeburger sind dazu herzlich willkommen.

Der gebürtige Magdeburger Rudolf Ernst Wolf wurde am 26. Juli 1831 in Magdeburg geboren, war einer der erfolgreichsten zeitgenössischen deutschen Ingenieure und gehörte zu den Wegbereitern der industriellen Entwicklung in Magdeburg. Bereits als Schüler interessierte sich das siebte von neun Kindern eines Lehrers des Magdeburger Domgymnasiums für Technik und den Maschinenbau.

Nach dem Besuch des Realgymnasiums legte er 1847 die Mittlere Reife ab. Es folgte ein Praktikum in der “Vereinigten Hamburg-Magdeburger Dampfschiffahrts-Compagnie” in Buckau, der Besuch der Provinzial-Gewerbeschule in Halberstadt und eine Tätigkeit in der Berliner Maschinenbaufirma Friedrich Wöhlert unter dem Chefingenieur Hermann Gruson.

Bei einer zweijährigen Tätigkeit als Oberingenieur in einer Stuttgarter Maschinen- und Kesselfabrik beschäftigte er sich erstmals mit Lokomobilen, das sind Dampfmaschinenanlagen in geschlossener Bauform, bei der alle zum Betrieb der Anlage erforderlichen Baugruppen auf einer gemeinsamen Plattform montiert sind.

Nach dem Entschluss, ein eigenes Unternehmen zu gründen, kaufte Rudolf Wolf 1862 für 2.900 Taler ein Grundstück in Buckau, auf dem er die “Maschinenfabrik R. Wolf” gründete. Er ließ ein Fabrik- und Verwaltungsgebäude sowie ein Wohnhaus errichten, kaufte Werkzeugmaschinen und nahm mit vorerst sechs Beschäftigten die Arbeit auf. Während Rudolf Wolf die Dampfkessel für seine Lokomobile zunächst noch von anderen Firmen bezog, errichtete er 1864 eine eigene Kesselschmiede. Bis 1871 stieg die Zahl der Beschäftigten auf 87. Drei Jahre später verließ das 500. Lokomobil das Werk, 1895 entstand das 5.000. Das Unternehmen hatte inzwischen Weltruf erlangt und besaß Firmenvertretungen in ganz Europa und Nordafrika.

Rudolf Wolf heiratete 1873 Ottilie Litzmann, mit der er drei Söhne und zwei Töchter hatte. Die beiden ältesten Söhne Rudolf und Max übernahmen später das nach der Jahrhundertwende nach Salbke verlegte Werk mit einem erweiterten Geschäftsfeld und mehr als 3.000 Mitarbeitern. Schon vor der Sozialgesetzgebung von Bismarck führte Rudolf Wolf in seiner Firma Sozialleistungen ein. Er gründete eine Pensions-, Witwen- und Waisenkasse sowie ein Kur- und Erholungsheim in Braunlage.

1888 wurde Rudolf Wolf zum Vorsitzenden des Vereins Deutscher Ingeneure gewählt. Er erhielt viele Ehrungen, darunter eine Ehrendoktorwürde der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg.

Der Magdeburger Ingenieur und Unternehmer Rudolf Wolf starb am 20. November 1910. An seiner Beerdigung drei Tage später auf dem Westfriedhof nahmen zahlreiche Magdeburgerinnen und Magdeburger teil.

Die Biografie von Rudolf Ernst Wolf ist unter anderem auf einer Internetseite der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg unter www.uni-magdeburg.de/mbl/Biografien/1617.htm zu finden.

Heute erinnern eine nach Rudolf Wolf benannte Straße und ein Denkmal auf dem Gelände des von ihm gegründeten Werkes in Salbke, des späteren SKL, an eine der verdienstvollsten Persönlichkeiten in der Geschichte Magdeburgs.

In unmittelbarer Umgebung der Sülzebrücke in Buckau wurde 2005 eine von Rudolf Wolf produzierte Lokomobile aufgestellt. Die Anfang des 20. Jahrhunderts in Buckau gefertigte Lokomobile erinnert an die herausragende industrielle Vergangenheit des Stadtteils. Eine weitere Lokomobile von Rudolf Wolf steht im Technikmuseum. Diese ist die zweite Dampfmaschinenanlage, die sein Unternehmen im Gründungsjahr 1862 produzierte.

Die Kranzniederlegung am kommenden Samstag ist öffentlich. Interessierte Magdeburgerinnen und Magdeburger sind dazu herzlich willkommen.

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