Die IG Innenstadt beobachtet zunehmend die Aufweichung des Einzelhandels- und Märktekonzeptes, indem Investoren die vermeintliche Rettung von Baudenkmälern für einen Einstieg durch die Hintertür nutzen. So halten wir das Bauprojekt im Zusammenhang mit der Hermann-Gieseler-Halle (B-Plan Nr. 223-1.3) für völlig überzogen und von der Bauverwaltung in inkonsequenter Weise und in Salamitaktik bevorteilt. Der Investor hatte hier vollmundig die Sanierung der Hermann-Gieseler-Halle bis 2021 und eine bedarfsgerechte Nutzung versprochen. Doch das vermeintlich tolle Angebot verfolgt ein ganz anderes Ziel: Nämlich den Bau eines weiteren Großmarktes direkt neben der Gieselerhalle. Bis heute hat der Investor weder die Halle saniert noch realistische Nutzungsideen vorgelegt. Eher schwammig wird für das Baudenkmal mit einer Nutzfläche von 4500 m² ein unkonkretes Allerlei serviert: von weiterem Einzelhandel mit bis zu 10 % zentrenrelevatem Sortiment, von thematischen Märkten über sportliche, soziale und gesundheitliche Zwecke, Gastronomie bis hin zu Ausstellungen und Events. Alles und im Grunde nichts. Ganz abgesehen von dem deplatzierten Neubau eines unförmigen quittegelben Kastens in Plastikarchitektur, die unserer ästhetisch schönen Gieselerhalle jeden Charme nimmt. Sowas kennt man von diesem Investor, der schon den Kavalier Scharnhorst in unerträglicher Weise verunstaltet hat.
Auch in Stadtfeld ist sein vorrangiges Ziel nicht die Rettung der Gieselerhalle, sondern einzig und allein ein neuer POCO-Domäne-Markt mit 6000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Darin zulässig sind bis zu 15 Prozent innenstadtrelevante Sortimente. Doch wer rechnet das später schon nach?
Die IG Innenstadt hält eine weitere großflächige Einzelhandelsansiedlung in Stadtfeld für grundfalsch und unverantwortlich. Dem ansässigen Einzelhandel in den Stadtteilzentren und der City wird dadurch nachhaltig geschadet. Schon heute deutet sich ein extremes Ladensterben nach der Corona-Krise an. Wie ernst die Lage ist, wird daran deutlich, dass Karstadt die Schließung von 80 Warenhäusern in Deutschland angekündigt hat. Gnade uns Gott, sollte Magdeburg dabei sein…
Gerade der Magdeburger Baubeigeordnete Dieter Scheidemann hat in seiner Amtszeit mehrfach und sehenden Auges das Magdeburger Märktekonzept bei der Genehmigung von Neuansiedlungen bzw. B-Planänderungen nach Umbauten missachtet. IG Innenstadt-Vorstand Rolf Lay: „Wer will uns da noch verübeln, wenn wir ihm misstrauen? Er sichert heute öffentlich 10 Prozent innenstadtrelevante Sortimente zu, kalkuliert aber hausintern deutlich mehr ein. Dafür haben wir dutzendfach Beispiele.“
Wir appellieren mit Nachdruck an die Stadträte, ihre Augen nicht länger vor einem Szenario verschließen, das immer näher kommt: Eine handelsfreie City. Das wäre dann eine tote City.
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