Die Angestellten der Sparkassenfiliale an der Großen Diesdorfer Straße baten die Volksstimme zum Gespräch. Viele ihrer Kunden sind durch die Berichterstattung und die Arbeit des Kuratoriums zum Erhalt der Filiale verunsichert.
„Was wird denn mit Ihnen, wenn die Filiale schließt?“ „Ich habe eben auf der ausgelegten Liste unterschrieben, damit Sie nicht entlassen werden.“ Viele der Beratungsgespräche würden derzeit so oder ähnlich anfangen, berichten die Mitarbeiterinnen der Filiale der Stadtsparkasse an der Großen Diesdorfer Straße 21. Spätestens seitdem im September das Kuratorium für den Erhalt der Filiale seine Arbeit aufgenommen und auch die Volksstimme darüber berichtet hat, wäre die Unsicherheit bei den Kunden groß, sagen sie. Viele würden nicht verstehen, dass es um einen Umzug geht und nicht um eine endgültige Schließung der Filiale. Alle Stellen bleiben dabei erhalten.
„Meine Mitarbeiterinnen kennen die meisten ihrer Kunden nicht nur beim Namen“, sagt Geschäftsstellenleiterin Katrin Wagner. Wenn sie über die Vorzüge des künftigen Standorts informieren, über dessen genaue Lage weiterhin Stillschweigen bewahrt wird, würden die meisten Kunden erklären: „Ach, Sie ziehen nur um? Dann ziehen wir eben mit um.“ Dazu zählten unmittelbare Nähe zur Straßenbahnhaltestelle, Parkplätzen und Nahversorgung.
Dass es auch gerade ältere Kunden in der Nachbarschaft gibt, die vom Umzug nicht begeistert sind, will Katrin Wagner nicht abstreiten. 90 Prozent der Kunden hätten damit aber keine Probleme. Dass viele an dem traditionsreichen Gebäude hängen, könne sie verstehen. „Da wohnen zwei Seelen in meiner Brust“, sagt sie. Da es letztendlich aber auch um Arbeitsplätze gehe, könne man nicht alleine darauf setzen. Außerdem sieht das Gebäude auch weiterhin schön aus, meint eine Kollegin. Die Räume am aktuellen Standort seien zudem nicht optimal. Die Schließfächer sind nur über eine schmale Treppe in den Keller zu erreichen. Zu den Beratungsräumen im ersten Stock gelangt man auch nur über Umwege. Ganz zu schweigen davon, dass die räumliche Trennung auch aus Sicherheitsgründen nicht günstig ist.
Das sagt die Harzsparkasse zum Filialenvergleich
Kuratoriumssprecher Gert Fiedler hatte Halberstadt mit annähernd gleich viel Anwohnern wie die beiden Stadtfelds und Diesdorf zum Vergleich herangezogen. Dort gibt es neun Anlaufstellen, in Stadtfeld sind es ab 2015 nur zwei. Frank Harbrecht, Vorstand der Harzsparkasse, antwortet dazu auf Volksstimme-Anfrage: „Die Vertriebsstruktur einer Flächensparkasse kann nicht mit der einer Stadtsparkasse verglichen werden. Unter betriebswirtschaftlichen Aspekten ließe sich unser Versorgungsnetz optimieren, aktuell gibt es dafür aber keinen Grund, da alle Geschäftsstellen schwarze Zahlen schreiben. Zudem ist das dichte Netz eine tragende Säule unserer Geschäftspolitik und ein wichtiger Marketingaspekt, mit dem wir uns vom Wettbewerb abgrenzen wollen. Allerdings müssen auch wir die demografische Entwicklung im Auge behalten, da der Landkreis Harz jedes Jahr 2000 Einwohner verliert.“
Volksstimme vom 17.10.2014
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