Hohe Kanaldeckel- Kanten, breite ausgespülte Fugen zwischen Kopfsteinpfl aster, Gefälle am Gehweg – was Gesunden im Straßenbild kaum auff ällt, kann für Menschen mit Rollator, Rollstuhl oder Kinderwagen und für jene mit eingeschränktem Sehvermögen zum unüberwindbaren Hindernis werden. Bürger, Anlieger und Vertreter des Stadtplanungs- und des Tiefb auamtes haben die Stolperfallen entlang der Großen Diesdorfer Straße einem Alltagstest unterzogen.
„Wenn hier keiner lang ginge, müssten wir nicht drüber reden.“ Gert Fiedler, „Bürger für Stadtfeld“
Das erste Mal rumpelt es ordentlich, als Gert Fiedler einen Kanaldeckel passiert. Der Apotheker ist zwar nicht auf den Rollstuhl angewiesen, nimmt aber während der Begehung darin Platz. „So sehen wir die Stellen aus Sicht derer, die auf technische Hilfsmittel angewiesen sind“, erklärt er. Der Deckel zwischen Matthissonstraße und Arndtstraße in Richtung Hauptbahnhof ist zur Stolperfalle geworden, weil sich die Gehwegsteine ringsum abgesenkt haben.
Betroff en sind nicht nur ältere Menschen und Gehbehinderte. „Auch Eltern mit Kinderwagen poltern darüber“, sagt das Vorstandsmitglied des Vereins „Bürger für Stadtfeld“. Besonders der Kreuzungsbereich ist stark frequentiert, es kommt zu kleinen Staus an den Überwegen, wenn Senioren ihre Rollatoren erst über die Schwelle heben müssen. „Häufi g müssen wir sogar behilfl ich sein, wenn es nicht weiter geht“, sagt Fiedler. Von der Apotheke auf der Ecke aus hat er einen guten Überblick. „Aber wenn hier keiner lang ginge, müssten wir nicht drüber reden.“
Das nächste Mal kommt die Gruppe an einer der Grundstückszufahrten zum Stocken. „Die Fugen der Auff ahrten sind so breit, dass sie immer wieder ausgespült werden“, sagt Stephan Herrmann, stellvertretender Leiter des Stadtplanungsamtes. Die schmalen Räder eines Rollators bleiben darin stecken, der Blindenstock fi ndet keine Spur. „Das ist irreführend, denn als Blinder braucht man immer eine Leitlinie“, sagt Hans-Peter Pischner. Der Behindertenbeauftragte tastet sich mit dem Stock vor bis zur Absenkung des Gehweges. „Die Absenkungen sind schon seit 30 Jahren Streitpunkt“, sagt er. „Für Rollstuhlfahrer ist jede Kante ein Hindernis, für Blinde ist ein Restbord von drei Zentimetern nötig, um zu erkennen, dass die Straße beginnt.“ Abhilfe schaffen könnten Bodenindikatoren wie Noppen- oder Rippenstrukturen als Orientierung für Blinde.
„Es ist durchaus möglich, das noch in diesem Jahr anzugehen.“ Norbert Reul, Tiefbauamt Abenteuerlich ist der Gehweg an der Einmündung zur Schenkendorfstraße. Die Bordsteine haben verschiedene Höhen, stehen schief und es gibt ein Gefälle zur Straße hin. „Ohne ausreichend Kraft und Koordination rutschen Rollstuhlfahrer hier auf die Straße“, sagt Gert Fiedler.
Ob Absenkung der Bordsteine, Begradigung der Gehwege oder gefüllte Fugen – „Ich nehme die Punkte mit und prüfe, was kurzfristig machbar ist“, sagt Norbert Reul, Abteilungsleiter für Straßenbau beim Tiefb auamt. Der Großteil der Arbeiten könne als Instandsetzung aus dem Reparaturfonds beglichen werden. „Es ist durchaus möglich, das noch in diesem Jahr anzugehen“, sagt Reul. Einzig Fußgängerüberwege könne er nicht versprechen. „Denn deren Notwendigkeit muss mit Zählungen überprüft werden.“ (Volksstimme vom 13.05.2014)
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