Nachdem ihnen bereits auf einer GWA-Sitzung im Neustädter Feld heftige Kritik entgegengeschlagen war, wussten Lars Kersten und Andrej Kirschbaum von der MVB, worauf sie sich am Mittwochabend bei dem Treffen der Stadtfelder GWAGruppe einließen. Ab 2016 soll für rund 43 Millionen Euro (davon 90 Prozent Fördermittel von Bund und Land) die neue Tramstrecke vom Breiten Weg zum Neustädter Feld gebaut werden. Doch auch wenn sie Stadtfeld nur minimal tangiert: Die Probleme sind für die Anwohner dort maximal.
Geschlossen traten die Bewohner und Grundstücksbesitzer der Häuser im Edithawinkel, der Viktor-von-Unruh-Straße und der Albert-Vater-Straße auf, um ihren Sorgen Ausdruck zu verleihen. Denn um die 11 Meter breite Trasse wie geplant südlich der Walther-Rathenau-Straße bzw. Albert-Vater-Straße entlangführen zu können, müssen die MVB an deren Grundstücke ran. Dagegen haben die Anlieger einiges einzuwenden.
Julia Herzog wohnt in 5. Generation in der Albert-Vater-Straße und das auf geschichtsträchtigem Grund. Ihre Eltern hatten das Gelände vom bekannten Magdeburger Arzt Max Otten gekauft, der darauf einen kleinen Park als grüne Oase für ein nie realisiertes Krankenhaus errichtet hatte. Dass Teile davon nun für die neue Trasse geopfert werden sollen, sieht sie nicht ein.
MVB favorisiert südlichen Trassenverlauf als beste Lösung Zudem befürchtet sie, dass die Planer gar nicht wissen, dass es sie gibt. Denn auf Stadtplänen sei ihr Haus gar nicht verzeichnet, erklärte sie. Stadtplanungsamtsleiter Heinz-Joachim Olbricht versicherte ihr, dass es den Planern durchaus bewusst sei, dass dort jemand wohnt.
Auch Familie Karakaya, der das Grundstück am Edithawinkel gehört, äußerte ihren Unmut über das Vorhaben. Der historische Pavillon an der Ecke zur Ringabfahrt muss beispielsweise bei einer Realisierung umgesetzt werden.
Lars Kersten erläuterte, warum aus Sicht der MVB die Linienführung südlich der Straße favorisiert wird. Sowohl aus baulicher als auch aus verkehrlicher Sicht sowie in puncto Kosten ist die Südstrecke am günstigsten umzusetzen. „Sie bietet am wenigstens Konfliktpunkte mit der bestehenden Straßensituation“, sagte er. Außerdem müssten auch die beiden Brücken bedacht werden. Die Bahnbrücke wird ohnehin von der Deutschen Bahn erneuert, die Ringbbrücke soll nach Auskunft der Planer wegen des Trassenbaus komplett ersetzt werden. Bei beiden sei ebenfalls die Südseite einfacher zu realisieren.
Anwohneridee: Thomas Hausmann, ein weiterer betroffener Anwohner, schlug vor, die gesamte Albert-Vater Straße zwischen Ringbrücke und dem geplanten Richtungswechsel nach Norden um einige Meter zu verschieben. „Dann müsste es keine Eingriff e in private Bereiche geben“, so seine Argumentation.
Heinz-Joachim Olbricht versprach zwar, die Idee mitzunehmen. Allerdings müsste man solchen Eingriff als Stadt selbst finanzieren, da es dafür keine Fördermittel gibt. GWA-Sprecher Jürgen Canehl riet, zumindest abzuwägen, ob diese Variante trotzdem am Ende günstiger wäre, als wenn man alle Eigentümer entschädigen muss.
Zum Schluss der Veranstaltung rief Lars Kersten die betroffenen Stadtfelder auf, mit ihren Problemen zur MVB zu kommen. „Wir versuchen, die Einschränkungen so gering wie möglich zu halten, aber irgendjemand wird immer betroffen sein“, erklärte er.
(Volksstimme vom 11.05.2012)
Schreibe einen Kommentar