Offenbar ist den Gegnern des Tunnelbaus der Wind zumindest bei einem Argument aus den Segeln genommen: Verkehrsminister Webel habe zugesichert, auch nach Auslaufen der 4. Förderperiode des europäischen Topfes EFRE die Landesmillionen zur Verfügung zu stellen, erklärte Oberbürgermeister Lutz Tümper. Er sieht darin einen wesentlichen Schritt nach vorn für das sich immer weiter verzögernde Vorhaben.
In einem Volksstimme-Gespräch nahm das Stadtoberhaupt Bezug auf ein Treffen mit dem Minister und Bahn-Vertretern. Am 8. März habe man sich dazu notwendigerweise ausgetauscht, hieß es. Es hatte Vermutungen der Tunnel-Gegner gegeben, dass die 20 Millionen Euro des Landes nicht fließen würden.
Das sei jetzt geklärt, sagte Trümper. Allerdings werde der Tunnel wahrscheinlich vor 2017 nicht fertig werden. Das begründete er u. a. mit Blick auf die auslaufende Förderperiode. Erst 2014 werde man sichtbar in der Ernst- Reuter-Allee unter die Erde gehen. Ab dann sei mit den Verkehrsbehinderungen zu rechnen, konkretisierte Trümper den Zeitverzug. Der noch ausstehende Planfeststellungsbeschluss wird laut dem Oberbürgermeister in wenigen Wochen vorliegen. Derzeit wartet die Stadt dringend auf die Fördermittel für die Umverlegung der Versorgungsleitungen. Die Arbeiten spielen sich nördlich der Ernst-Reuter-Allee ab. Verkehrsbehinderungen gibt es nicht.
Die Umverlegung in diesem Bereich ist lange geplant, die SWM stehen seit über einem Jahr in den Startlöchern. Eine Umverlegung auf die andere Seite im Bahnhofsbereich, was jetzt eine Rolle in der Diskussion spielt, ist nicht machbar, zumindest äußerst kompliziert. Es gehe derzeit insbesondere um das Fördergeld von 6 bis 7 Millionen Euro für diese vorbereitenden Arbeiten, ohne die nicht begonnen werden kann, sagte der Oberbürgermeister. Jetzt sieht die Stadt für den Start das 2. Quartal 2012 im Bereich der Möglichkeiten. Ohne Fördergeld kann aber nicht ausgeschrieben werden.
Das Tunnelprojekt, mit dem Grundlagen für die weitere Untertunnelung des Stadtzentrums bis zur Elbe gelegt werden soll, kostet 44 Millionen Euro. Befürworter und Experten weisen nach, dass die ursprüngliche Variante des Verbreiterns der Brücken die gleiche Summe kosten und die Behinderungen ohnehin nicht mindern würden. Ca. 20 Millionen Euro steuert das Land laut Zusicherung bei, sechs Millionen Euro die Stadt, die restlichen Millionen die Bahn AG. Der Tunnelbau ordnet sich in die Umgestaltung des Eisenbahnknotens Magdeburgs ein.
Widerstand hatte sich im City-Handel wegen der langen Bauphase geregt, seitens der Grünen kamen Argumente, dass ein Tunnel u. a. die Lage nicht verbessere, aber zusätzlich Verkehr in die Innenstadt ziehe. Der BUND erwägt eine Klage. Das Haupt-Gegenargument, das Ausbleiben der Förderung, ist vom Tisch. Thomas Webel bekräftigte auf Volksstimme- Anfrage die Aussagen des OB. Wörtlich sagte er gestern: „Das Land steht zu seiner fi nanziellen Verantwortung.“ Er fügte hinzu, dass eine konkrete Aussage dazu, wie und aus welchen Programmen das Vorhaben unterstützt werden kann, gegenwärtig jedoch nicht möglich sei.
Thomas Webel sagte weiter defi nitiv: „In meinem Hause werden derzeit verschiedene Möglichkeiten geprüft. Das Ergebnis wird auch davon abhängig sein, wann Baurecht für die Maßnahme vorliegt.“
(Volksstimme vom 28.03.2012)
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